Der Irak ist am Wochenende einmal mehr von einer Anschlagsserie erschüttert worden. Mindestens 88 Menschen wurden getötet. Am Sonntag rissen zwei Selbstmordattentäter vor einer Polizeiwache und einer Grundschule nahe der syrischen Grenze 15 Menschen mit in den Tod.
Die Selbstmordattentäter sprengten ihre Autos in dem von turkmenischen Schiiten bewohnten Dorf Kabat in die Luft, wie ein Vertreter der örtlichen Behörden mitteilte. Unter den 15 Opfern seien auch Kinder. 44 Menschen seien verletzt worden. Das Dach der Schule sei durch die Explosion eingestürzt.
Bereits am Samstag waren im Irak mehrere Anschläge verübt worden. Der folgenschwerste Anschlag mit 49 Todesopfern richtete sich am Samstag gegen eine Gruppe schiitischer Pilger im nördlichen Bagdader Stadtteil Adhamijah. Mindestens 75 weitere Menschen wurden nach Behördenangaben bei dem Selbstmordanschlag verletzt.
Die Pilger waren unterwegs zu einem Schrein. Der Irak beherbergt einige der heiligsten Stätten des schiitischen Islams, jedes Jahr besuchen Millionen von Pilgern das Land. Häufig werden sie von sunnitischen Islamisten angegriffen, die Schiiten als Ketzer ansehen.
Bei einem Selbstmordanschlag auf ein Café in Balad nördlich von Bagdad wurden am Samstag 12 Menschen getötet und 35 weitere verletzt. Im selben Café hatte ein Selbstmordattentäter bereits im August 16 Menschen mit in den Tod gerissen.
Journalisten erschossen
In der nördlichen Stadt Mossul wurden zwei Journalisten des irakischen Fernsehsenders Scharkija erschossen. Ein Scharkija-Mitarbeiter sagte der Nachrichtenagentur AFP, die beiden Männer hätten nach Reportagen über die Sicherheitskräfte in Mossul Morddrohungen erhalten.
Weitere Tote gab es bei Bombenanschlägen im Bagdader Stadtteil Bajaa sowie in Mukdadija nordöstlich der Hauptstadt. Sicherheitskräfte töteten nach Angaben des Verteidigungsministeriums sieben Bewaffnete in verschiedenen Landesteilen.
Über 130 Tote seit Anfang Monat
Einer auf Angaben von Sicherheitskräften und Ärzten beruhenden AFP-Zählung zufolge fielen der Gewalt im Irak seit Jahresbeginn mehr als 4800 Menschen zum Opfer, allein in diesem Monat gab es bereits mehr als 130 Tote.
Beobachter führen die Eskalation der Gewalt hauptsächlich auf die Wut irakischer Sunniten über eine Benachteiligung durch die schiitisch dominierte Zentralregierung zurück.