Fast eine halbe Million Kinder leben in Syrien unter Belagerung

Fast eine halbe Million Kinder in Syrien haben nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef keinen Zugang zu humanitärer Hilfe. Den Kindern in 16 belagerten Städten werde seit Monaten jegliche Hilfe verwehrt.

Von Kämpfen in Aleppo vertriebene Kinder mit ihrer Mutter (Archiv)

(Bild: sda)

Fast eine halbe Million Kinder in Syrien haben nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef keinen Zugang zu humanitärer Hilfe. Den Kindern in 16 belagerten Städten werde seit Monaten jegliche Hilfe verwehrt.

Unicef forderte am Mittwoch freien und sicheren Zugang zu allen Kindern in Syrien und appellierte «dringend und zum wiederholten Male» an alle Konfliktparteien, Kinder zu schützen.

Die schweren Kämpfe in Aleppo und anderen Teilen Syriens hätten in den vergangenen Monaten Kinder auf allen Seiten des Konflikts «mit grosser Härte» getroffen, erklärte Unicef weiter.

Tägliche Bombardierungen und Gefechte sowie die immer schlechtere Versorgung mit Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten seien für die Kinder eine tägliche Gefahr. Tausende Mädchen und Jungen, die ihr Zuhause verloren hätten, seien zudem schutzlos der Kälte ausgeliefert.

Besonders schlimm ist die Lage im umkämpften Aleppo, wie die Leiterin des Unicef-Büros in Syrien, Hanaa Singer, sagte. «Der pausenlose Beschuss und die Explosionen waren ohrenbetäubend», berichtete Singer über einen Besuch in der nordsyrischen Grossstadt.

Die Kinder in Aleppo hätten jedes Mal über sie gelacht, wenn sie vor dem schrecklichen Lärm des Krieges zusammengezuckt sei. Das Lachen der Kinder sei jedoch nur eine «Reaktion auf den vollständigen Verlust von Normalität».

Mehrmals auf der Flucht

Auch in anderen Teilen Syriens seien Kinder durch Bombardierungen, Kämpfe, Belagerungen und die immer schlechtere Versorgung in Lebensgefahr, erklärte Unicef. Fast sechs Millionen Mädchen und Jungen seien mittlerweile auf Hilfe angewiesen.

Zu Beginn des sechsten Kriegswinters hätten sie Krankheiten und Kälte nur noch wenig entgegen zu setzen. Viele Familien hätten bereits mehrfach fliehen müssen. Sie seien nun völlig verarmt und könnten sich kaum noch Nahrung, Heizmaterial und warme Kleidung beschaffen.

Bei 84 teilweise gezielten Angriffen auf Schulen seien in diesem Jahr zudem mindestens 69 Kinder getötet und zahlreiche weitere verletzt worden, erklärte Unicef. Ein Drittel der Schulen in Syrien sei ausser Betrieb.

Unicef setzt sich dafür ein, dass möglichst viele Kinder trotzdem zur Schule gehen können. Schulen zählten zu den wenigen Orten in Syrien, «in denen wenigstens zeitweise so etwas wie Kindheit möglich ist».

Die Hilfe für Kinder in Syrien und seinen Nachbarländern ist derzeit der grösste humanitäre Einsatz von Unicef. Insgesamt will Unicef in diesem Winter mehr als 700’000 Kinder in Syrien vor der Kälte schützen.

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