Fast jeder zweite Schweizer ist zu dick

Die Schweizer Bevölkerung fühlt sich ausserordentlich gesund: Nur gerade drei Prozent der Befragten bezeichneten ihren Gesundheitszustand in der Schweizer Gesundheitsbefragung 2012 als schlecht. Probleme bereiten aber nach wie vor Übergewicht, Alkohol und Tabak.

Viele Schweizer bringen zu viel auf die Waage (Bild: sda)

Die Schweizer Bevölkerung fühlt sich ausserordentlich gesund: Nur gerade drei Prozent der Befragten bezeichneten ihren Gesundheitszustand in der Schweizer Gesundheitsbefragung 2012 als schlecht. Probleme bereiten aber nach wie vor Übergewicht, Alkohol und Tabak.

83 Prozent der rund 21’500 Befragten gaben in der jüngsten Gesundheitsbefragung des Bundesamtes für Statistik (BFS) an, ihr gesundheitliches Wohlbefinden sei gut bis sehr gut. Weitere 14 Prozent schätzen ihren Gesundheitszustand als mittelmässig ein, wie aus den in Bern präsentierten Resultaten hervorgeht.

Erfreulich sei auch, dass sich drei von vier Personen körperlich ausreichend bewegten, sagte BFS-Direktor Georges-Simon Ulrich. Der Anteil der Personen, die sich mindestens zweieinhalb Stunden pro Woche körperlich mit mittlerer Intensität betätigen, stieg demnach seit 2002 von 61,5 auf 72 Prozent.

Fettleibige Junge immer häufiger

Diesen positiven Resultaten stehen aber auch negative Entwicklungen gegenüber: So kämpfen immer mehr Menschen in der Schweiz mit Übergewicht, was ihr Risiko für Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankung erhöht. 41 Prozent der Bevölkerung über 15 Jahren kommt auf einen Body-Mass-Index (BMI) 25 oder mehr und gilt somit nach internationaler Definition als übergewichtig.

In den vergangenen 20 Jahren verdoppelte sich der Anteil fettleibiger Personen (BMI über 30) beinahe – vor allem weil auch Jüngere zwischen 15 und 24 Jahren immer häufiger stark übergewichtig sind. Lag der Adipositas-Anteil 1992 noch bei 6 Prozent bei Männern und 5 Prozent bei Frauen, erreicht er heute 11 respektive 9 Prozent.

Männer sind häufiger übergewichtig als Frauen: Ab 35 Jahren hat jeder zweite Mann zu viel auf den Rippen. Weiteres Merkmal beim Übergewicht ist die Bildung: Unter Personen mit lediglich einem obligatorischen Schulabschluss ist Übergewicht deutlich weiter verbreitet als bei Personen mit Hochschulabschluss. Nicht ganz unumstritten ist der BMI als Massstab für Übergewicht.

Passivrauchen stark zurückgegangen

Bemerkbar gemacht hat sich in der Gesundheitsbefragung auch die strengeren Regeln gegen das Rauchen zum Schutz vor dem Passivrauchen. Noch bei 6 Prozent der Befragten stellte sich heraus, dass sie regelmässig – also mindestens eine Stunde täglich – passiv mitrauchen mussten. 2002 hatte der Anteil noch bei 26 Prozent gelegen.

Der Anteil Raucher blieb mehr oder weniger konstant, jedoch verschoben sich die Rauchgewohnheiten: Die Tendenz gehe hin zu mehr Gelegenheitsrauchern und weniger Starkrauchern, sagte Marco Storni vom BFS. Der Anteil Starkraucher, die täglich mehr als 20 Zigaretten rauchen, halbierte sich innert 20 Jahren von 18 auf 9 Prozent.

Beim Alkoholkonsum zeigt laut Studie fast jeder fünfte ein riskantes Verhalten (18 Prozent). Riskant ist laut BFS, wenn jemand regelmässig zu viel trinkt (4 Stangen Bier pro Tag bei Männern) oder aber mindestens einmal im Monat deutlich zu viel trinkt (6 Gläser und mehr).

Bei den Rauschtrinkern handelt es sich vorwiegend um Männer. Der tägliche Alkoholkonsum ist unter Älteren verbreiteter als unter Jungen, allerdings neigen Junge eher zum Rauschtrinken.

Prävention nötig

Auch der Direktor des Bundesamtes für Gesundheit, Pascal Strupler, zeigte sich erfreut über das gute gesundheitliche Wohlbefinden der Bevölkerung. Ob das auch für den Gesundheitszustand zutreffe, liess er – wie die Studienautoren – offen. Er gab zu bedenken, dass Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen in den vergangenen Jahren zugenommen hätten.

Übergewicht, Alkohol und Tabak seien nach wie vor die Hauptrisikofaktoren für nicht-übertragbare Krankheiten. Deshalb sei auch die Krankheitsprävention wichtig. Für die Aufklärung über Gesundheitsrisiken müssten gezielt die Risikogruppen angesprochen werden. Dafür liefere die Gesundheitsbefragung Hinweise.

Bei den Resultaten der Befragung handelt es sich um erste Auswertungen, denen das BFS im nächsten Jahr differenziertere Untersuchungen nachfolgen lassen will. Die Gesundheitsbefragung führt das BFS alle fünf Jahre als Teil der neuen Volkszählung durch.

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