Für Basel geht es heute Abend im dritten Champions-League-Spiel bei Ludogorez Rasgrad (Bul) darum, sich im Kampf um Platz 2 eine gute Ausgangslage zu schaffen. In Sofia fehlt Captain Marco Streller.
Drei Wochen ist es her, seit der FC Basel seinen Fans dank dem 1:0 gegen den FC Liverpool wieder einmal eine magische Europacup-Nacht im St.-Jakob-Park beschert hat. Der verdiente Sieg, der vierte in den letzten drei Jahren gegen einen englischen Topklub, brachte den FCB im Kampf um die Achtelfinal-Qualifikation zurück in die Spur, nachdem der Auftakt in die Champions League beim 1:5 bei Titelverteidiger Real Madrid missglückt war.
«Nach den europäischen Erfolgen in den letzten Jahren muss es der Anspruch des FCB sein, Platz 2 zu erreichen», sagte Philipp Degen vor der Partie in Sofia, wo Ludogorez gut 300 km von der Heimat Rasgrad entfernt seine Champions-League-Heimspiele austrägt. Der heutige Auftritt und jener in knapp zwei Wochen in Basel gegen den Aussenseiter der Gruppe werden zeigen, wie gefestigt der «neue» FCB bereits ist – und wie viel der Sieg gegen Liverpool wert war.
Der Erfolg gegen die «Reds» war das erste Ausrufezeichen in der Ära von Trainer Paulo Sousa. Nach einem nahezu perfekten Saisonstart wurden im September bereits erste kritische Stimmen laut. Mit den ständigen Personal- und Systemwechseln sowie einzelnen schwächeren Auftritten boten der Portugiese und seine Mannschaft Kritikern Angriffsfläche. Sousas erstes Zwischenzeugnis in der Winterpause hängt in erster Linie von den Ergebnissen auf dem europäischen Parkett ab.
Platz 3 und die Qualifikation für die K.o.-Runde der Europa League wären im Basler Selbstverständnis nicht mehr als ein (kleines) Trostpflaster, das grosse Ziel sind die Achtelfinals der Königsklasse, die der FCB letztmals 2011 erreichte. Um diese zu schaffen, sind Ausrutscher gegen den schwächsten Kontrahenten der Gruppe kaum zu kompensieren. Dies erfuhr der FCB in der letzten Saison, als gegen Steaua Bukarest zweimal nur ein 1:1 resultierte. «Das ist noch heute in unseren Köpfen», sagte Fabian Frei. Die Punktverluste gegen Steaua sorgten dafür, dass am Ende Chelsea und Schalke auf Kosten des FCB in die K.o.-Runde einzogen, obwohl der FCB Chelsea zweimal besiegt hatte.
Den Sieg in Sofia müssen die Basler ohne Captain Marco Streller anstreben. Wegen einer leichten Zerrung im Oberschenkel, die bereits einen Einsatz beim 1:0-Sieg am Samstag bei den Young Boys verhindert hatte, trat der 33-jährige Stürmer die Reise nach Osteuropa nicht an. «Jeder weiss, wie wichtig er auf und neben dem Platz für uns ist», sagte Frei über den Siegtorschützen gegen Liverpool. Die möglichen Alternativen für Streller sind der erst 17-jährige Breel Embolo, der bereits gegen Liverpool geglänzt hatte, und Giovanni Sio. Neben Streller fehlten auch Walter Samuel, Matias Delgado, Behrang Safari und Marcelo Diaz auf dem Flug von Basel-Mulhouse nach Sofia. Mit dabei waren dafür der wiedergenesene Fabian Schär und – aufgrund seiner bulgarischen Herkunft – Ivan Ivanov, der allerdings immer noch verletzt ist.
Den heutigen Gegner kennt der FCB aus der jüngeren Vergangenheit. In den letztjährigen Champions-League-Playoffs siegte der FCB auswärts in Sofia nach einem 1:2-Rückstand 4:2, ehe zuhause ein ungefährdeter 2:0-Sieg folgte. «Das Ludogorez des letzten Jahres ist nicht mit dem Ludogorez aus diesem Jahr zu vergleichen», warnte Philipp Degen, der damals im Rückspiel seinen bislang einzigen Europacup-Treffer erzielt hatte. Als «defensiv kompakt und sehr laufstark», beschrieb der Verteidiger nach den ersten Videoanalysen den heutigen Gegner, Mittelfeldspieler Frei stach das schnell Umschaltspiel der Bulgaren, die nun vom letztjährigen Assistenten Georgi Dermendzhiev gecoacht werden, ins Auge.
Die Stärken Ludogorez‘ bekamen in dieser Saison bereits Liverpool und Real Madrid zu spüren. Sowohl an der Anfield Road, wo Ludogorez durch einen verwandelten Penalty von Steven Gerrard erst in der 93. Minute das 1:2 kassierte, wie auch zuhause gegen den Titelverteidiger verlor es nur knapp. Für die Bulgaren ist die erstmalige Teilnahme an der Champions League der vorläufige Höhepunkt eines steilen Aufstiegs. Erst 2011 stieg der von Kyril Domustschiev alimentierte Klub aus der Kleinstadt im Nordosten des Landes in die erste Liga auf, feierte dort aber gleich in der ersten Saison den Gewinn des Doubles. 2013 und 2014 folgte in der Meisterschaft jeweils die erfolgreiche Titelverteidigung, derzeit liegt Ludogorez hinter CSKA Sofia auf Platz 2 der Tabelle. Dass sie auch international durchaus mithalten können, hatten die Bulgaren bereits in der letzten Saison bewiesen, als sie in der Europa League unter anderen dank einem Sieg gegen Lazio Rom bis in die Achtelfinals vorstiessen.