Der FC Sevilla gewinnt zum dritten Mal in Folge und zum insgesamt fünften Mal die Europa League. Die Spanier setzen sich im Final im ausverkauften Basler St.-Jakob-Park gegen Liverpool mit 3:1 durch.
Liverpool zeigte eine überragende erste Halbzeit, führte dank einem Traumtor von Daniel Sturridge bei Halbzeit hoch verdient, verlor nach dem Blitzausgleich nach Wiederanpfiff aber den Faden und wurde von entfesselten Spaniern überrollt. Es waren zwei Halbzeiten, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, und die die zwei Gesichter der Liverpooler Stimmungsmannschaft eindrücklich offenbarten. Matchwinner für Sevilla war Coke, der nach Kévin Gameiros 1:1 (46.) innert sechs Minuten (64./70.) doppelt traf.
Mit dem fünften Sieg im fünften Final, dem dritten in Folge, zementierten die Andalusier ihre Vormachtstellung in der Europa League. Dass der FC Sevilla vor 15 Jahren ein bankrotter Zweitligist war und auch heute mit einem bedeutend kleineren Budget als Liverpool wirtschaftet, lässt die Erfolge, die sich unter dem sportlichen Leiter Jorge Rodriguez Verdejo, kurz «Monchi», einstellten, umso beeindruckender erscheinen.
Zur Pause hatte noch wenig bis nichts auf Sevillas Titel-Hattrick hingedeutet. Es war das erwartet gefühlte Heimspiel für Liverpool. Und von der Atmosphäre liess sich selbst der Europa-League-Dominator der letzten Jahre zwischenzeitlich beeindrucken. In der ersten Halbzeit gehörten nur die ersten Minuten Sevilla. Technisch sichtbar besser, kippte das Geschehen schon in den ersten zehn Minuten auf die Seite der Liverpooler, die auftraten, als spielten sie an der Anfield Road. Die Sevillistas wirkten zwischenzeitlich paralysiert, die Liverpooler dagegen wie im Rausch.
Ein Geniestreich von Sturridge führte in der 35. Minute zum fälligen 1:0. Der englische Nationalspieler zirkelte den Ball von der linken Seite mit dem Aussenrist mit viel Gefühl und unhaltbar für Sevillas Keeper David Soria ins lange Eck. Sevilla konnte gar froh sein, nicht mit einem höheren Rückstand in die Pause gegangen zu sein. Vor dem 0:1 hatte Abwehrchef Daniel Carriço einmal nach einem Kopfball Sturridges auf der Linie geklärt (11. Minute). Kurz darauf taxierte der Schiedsrichter eine strittige Szene im Strafraum nicht als Handspiel. Steven N’Zonzi war der Ball an den Arm geprallt; es war eine 50/50-Entscheidung.
Die einzige Chance für die Spanier hatte Topskorer Kévin Gameiro Minuten vor dem Gegentreffer. Sein Fallrückzieher nach einem Corner streifte nicht weit am linken Pfosten vorbei. Liverpools vermeintliches 2:0 durch Dejan Lovren zählte zu Recht nicht, weil Sturridge Soria im Abseits stehend irritiert hatte.
Sevillas Coach Unai Emery, in Spanien wegen seines taktischen Gespürs und Flexibilität hoch gehandelt, nahm in der Pause ohne Zweifel die richtigen taktischen Korrekturen vor. Denn nach der Pause hatte plötzlich sein Team wieder die Oberhand – begünstigt auch durch den prompten Ausgleich durch Gameiro, der nun im Spiel angekommen war. Nur 17 Sekunden lief die Partie wieder, ehe der Treffer alles auf den Kopf stellte. Liverpool entglitt die Partie, die Fans erstarrten. Cokes Doppelschlag besiegelte Trainer Jürgen Klopps fünfte Niederlage in den letzten fünf grossen Finals.
Telegramm
Liverpool – FC Sevilla 1:3 (1:0)
Basel. – 34’000 Zuschauer (ausverkauft). – SR Eriksson (SWE). – Tore: 35. Sturridge 1:0. 46. Gameiro 1:1. 64. Coke 1:2. 70. Coke 1:3.
Liverpool: Mignolet; Clyne, Lovren, Touré (82. Benteke), Moreno; Milner, Can; Lallana (73. Allen), Firmino (69. Origi), Coutinho; Sturridge.
FC Sevilla: Soria; Mariano Ferreira, Rami (78. Kolodziejczak), Daniel Carriço, Escudero; Krychowiak, N’Zonzi; Coke, Banega (93. Cristoforo), Vitolo; Gameiro (89. Iborra).
Bemerkungen: Liverpool ohne Sakho (Dopingsperre), Gomez (verletzt), Sevilla ohne Reyes, Krohn-Dehli, Andreolli, Trémoulinas (alle verletzt). 39. Tor von Lovren wegen Offside-Position von Sturridge annulliert. Verwarnungen: 30. Lovren, 56. Vitolo, 57. Banega, 72. Origi (alle Foul), 77. Rami (Unsportlichkeit), 94. Clyne (Foul).