Aus Protest gegen die desolaten Leistungen ihres Teams in den letzten Wochen war die Tribüne im «Espenblock» bis Spielbeginn gegen Thun leer. Die Fans vergnügten sich draussen mit Bier und Wurst.
Anstelle der Fans waren im leeren Fanblock zahlreiche Transparente zu sehen, die den Unmut der bitter Enttäuschten klar ausdrückten: «Gute Zeiten mit Jeff (Saibene), schlechte Zeiten mit Joe (Zinnbauer)», stand geschrieben, oder «Ohne Konzept und Strategie, ohne Wert und Stolz und ohne innere Identifikation – San Galle, da häsch nöd verdient». Der Zorn der Fans entlud sich gegen Trainer Zinnbauer, die gesamte Mannschaft und selbst gegen Dölf Früh. Dem Präsidenten, der das lecke Schiff weiterhin (wie lange noch?) dem Sturm aussetzt und an seinem Steuermann festhält, wurde Folgendes vorgeworfen: «Dölf sieht schwarz, wegen Pyro rot und ist beim Fussball blind.» Harte Vorwürfe.
«Ich verstehe die Fans, dass sie nicht ‚hurra‘ schreien können in dieser delikaten Situation, in der wir uns befinden», meinte der erfahrene Albert Bunjaku. «Wir haben uns die heftigen Kritiken selbst zuzuschreiben. Wir müssen liefern und mit Kampf, Leistung und Erfolgen die Gunst unserer Fans wieder zurückgewinnen.»
Bunjaku ist sich bewusst, dass dem St. Galler Spiel vor allem Offensivimpulse und Ideen fehlen. «Wir haben kein Selbstvertrauen. An Willen und Einsatz mangelt es nicht. Alle wollen fighten, laufen und den Erfolg erzwingen, aber wir können es derzeit nicht. So jedenfalls kann es nicht weitergehen.»
Ob Bunjaku diesen letzten Satz als Aufforderung für ein Handeln der Klubleitung formulierte, bleibe dahingestellt. Zunächst müssen sich die Spieler selbst an der Nase nehmen. Kaum einer erreicht derzeit seine Normalform. Selbstvertrauen ist ebenso ein Fremdwort wie das Spiel ohne Ball. Es fehlt an Mut und Entschlossenheit, obwohl die Bemühungen dazu vorhanden sind. «Die Bälle in die Spitze und in die Box vor des Gegners Tor sind zu unpräzis», stellte auch Trainer Zinnbauer fest. «Dieses Unentschieden kommt einer weiteren Enttäuschung gleich, ist aber gerecht. Wir wollten mehr. Wir wollten drei Punkte, die uns enorm gut getan hätten.»
Thun, das gegenüber den letzten Partien unverändert antrat und hoch stand, hat sein Primärziel erreicht. Innenverteidiger Thomas Reinmann dazu. «Wir waren parat und liessen nicht viel zu. Wir wollten St. Gallen nicht aufbauen, sicherten gut ab und schlossen die Räume.» Nach einigen Sekunden der Überlegung ergänzte der Abwehrchef der Berner Oberländer: «Es war ein harziger Kampf mit wenig Höhepunkten. Eigentlich hätten wir sogar gewinnen müssen, hatten wir doch die besseren Chancen.»