Der FC Zürich tritt am Donnerstag (19.00 Uhr) bei Steaua Bukarest zum wegweisenden dritten Europa-League-Gruppenspiel an. Imposant beim 26-fachen rumänischen Meister ist vor allem das Nationalstadion.
Gut 55’000 Zuschauer fasst die 2011 fertiggestellte Arena Nationala von Steaua Bukarest, in der auch die rumänische Nationalmannschaft ihre Heimspiele austrägt. Rund 234 Millionen Euro liessen sich die Stadt und der Staat das Prunkstück kosten, in dem sich Atletico Madrid 2012 mit einem 3:0-Erfolg gegen Athletic Bilbao zum Europa-League-Sieger kürte.
Derweil Steauas Stadion auf Champions-League-Niveau ist, sucht der rumänische Rekordmeister, der in den Achtzigerjahren zur europäischen Elite gehört und 1986 dank einem Finalsieg gegen den FC Barcelona den Europapokal der Landesmeister gewonnen hat, in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld nach dem Glanz früherer Jahre. Zwar qualifiziert er sich trotz reger Trainerwechsel regelmässig für die Champions League oder zumindest die Europa League. Europäisch vermag er aber schon länger nicht mehr mit den Besten mitzuhalten, obwohl der umstrittene, vermögende Klubbesitzer George Becali die Spieler für rumänische Verhältnisse fürstlich entlöhnt.
Der einzige Trainer, der sich bei Steaua in der jüngeren Vergangenheit länger auf dem Stuhl zu halten vermochte, ist Laurentiu Reghecampf. Der langjährige Bundesliga-Spieler trat im Dezember 2015 seine zweite Amtszeit an, nachdem er das Team bereits zwischen 2012 und 2014 betreut hatte. Unter dem 41-Jährigen rang Steaua dem FC Basel in der Gruppenphase der Champions League zweimal ein 1:1 ab.
Obwohl er an Strahlkraft eingebüsst hat und grosse Namen im Kader fehlen, spielt Rumäniens Krösus finanziell in einer anderen Liga als der FC Zürich. Steauas aktueller Teamwert wird vom Portal «transfermarkt.ch» fast doppelt so hoch taxiert wie jener des ungeschlagenen Challenge-League-Leaders (22,5 Mio. Euro gegenüber 12 Mio.). Nach zwölf Runden befindet sich der Zweite der letzten Saison als Leader auf Kurs. Auch deshalb sieht FCZ-Trainer Uli Forte den Gegner der nächsten beiden Europa-League-Partien in der Favoritenrolle, besonders in Bukarest.
FCZ wieder im Europa-League-Modus?
In der rumänischen Hauptstadt geht es für den FCZ am Donnerstag darum, die Chance auf ein europäisches Überwintern zu wahren. «Beide Teams sind unter Druck, Steaua noch etwas mehr», sagt Forte angesichts der Tabellenlage. Derweil die Zürcher nach zwei starken Auftritten gegen Villarreal (1:2/a) und Osmanlispor (2:1/h) drei Punkte aufweisen, liess das letztplatzierte Steaua beim 1:1 gegen Villarreal Ende September nach dem missglückten Start gegen Osmanlispor (0:2) Aufwärtstendenz erkennen. Jedoch plagen den Leader der «Liga 1» Verletzungssorgen. Am Wochenende bezog er in der Meisterschaft seine zweite Niederlage.
Vom FCZ ist gegenüber dem enttäuschenden Auftritt am Wochenende beim 1:1 in Le Mont gleichwohl eine Steigerung gefordert. Zudem müssen die Spieler ihre Nerven besser kontrollieren. Gegen Le Mont liessen sie sich in der Schlussphase zu tumultartigen Szenen hinreissen, die im Platzverweis für Alain Nef gipfelten – eine Aggressivität, die sich Forte im Spiel statt im verbalen Austausch wünscht.
In den beiden bisherigen Europa-League-Auftritten wussten die Zürcher die Aggressivität zu kanalisieren. Sie begingen gegen Villarreal und Osmanlispor zwar deutlich am meisten Fouls in der Gruppe L – mit 49 mindestens zehn mehr als die Gegner -, die Nerven hatten sie aber im Griff, die Leistung stimmte. «Ich war positiv überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass wir auch gegen Villarreal so gut mithalten können», sagt Forte. «Daran gilt es gegen Steaua anzuknüpfen.»