Rund 200 FDP-Delegierte haben in St. Maurice VS das Positionspapier „Liberale Wege zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ angenommen. Hingegen wurden zu allen drei Abstimmungsvorlagen vom 23. September die Nein-Parole gefasst.
„Ein chinesisches Sprichwort sagt: Kommt der Wind des Wandels, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen“, sagte FDP-Präsident Philipp Müller am Samstag vor den Delegierten. Für die Freisinnigen seien Mauern aber kein Rezept, denn sie verbauten den Blick auf die Realität.
Die Gesellschaft habe sich gewandelt von der traditionellen Teilung der Aufgaben zwischen den Ehepartnern hin zu einer Vielzahl wechselnder Formen des Zusammenlebens. Diesem Wandel müsse man Rechnung tragen, sagte Müller. Er forderte eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Ein entsprechendes Positionspapier haben die Freisinnigen mit 189 Stimmen bei einer Enthaltung angenommen. Darin verlangen sie mehr bezahlbare Krippenplätze vor allem aus privater Initiative. „In der Schweiz fehlen etwa 100’000 vorschulische Betreuungsplätze“, sagte Carmen Walker Späh, Präsidentin der FDP Frauen.
Tagesstrukturen und flexible Arbeitsmodelle
Weiter will die Partei, dass die Fremdbetreuungskosten voll von den Steuern abgezogen werden können. Zur Finanzierung der Krippen nennt das Positionspapier das „Modell Waadt“, das die Finanzierung durch eine Stiftung – alimentiert von Staat und Wirtschaft – vorsieht oder Betreuungsgutscheine, wie sie der Kanton Luzern kennt.
Ausserdem verlangt die FDP die Schaffung von Tagesstrukturen an den Schulen und flexible Arbeitsmodelle in Unternehmen.
In ihrer Rede rief Späh die Delegierten dazu auf, das Thema nicht den linken Kräften zu überlassen. „Sonst werden wir linke Lösungen haben.“ Die FDP aber wolle liberale Lösungen.
Wirtschaft braucht Arbeitskräfte
Die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei aus liberaler Sicht wichtig, sagte Parteipräsident Müller. Denn die Wirtschaft könne schlicht nicht auf die steigende Zahl gut ausgebildeter Frauen und Männer verzichten, die heute zwischen Familie und Beruf wählen müssten, sagte der Vater von drei Töchtern unter Applaus der Delegierten.
Ausserdem sei Scheidung die grösste Armutsfalle. „Wer hingegen immer mindestens einen halben Fuss im Job hatte, wird die Türe zum Beruf einfacher wieder aufstossen können.“ Bis anhin habe es beim Thema Beruf und Familie „entweder oder“ geheissen. „Das wollen wir ändern, unser Motto ist ’sowohl als auch'“, rief Müller in den Saal.