Die US-Notenbank Federal Reserve könnte ihr milliardenschweres Anleiheprogramm drosseln oder sogar ganz stoppen. Das, noch bevor es die erhoffte Wende am Arbeitsmarkt gebracht hat.
Mehrere Fed-Mitglieder hätten die Sorge geäussert, das Programm könnte aus Kosten- oder Effizienzgründen zurückgefahren oder gar eingestellt werden müssen, bevor Job-Zielmarke erreicht worden sei, hiess es am Mittwoch in den jüngsten Sitzungsprotokollen der Fed. Die US-Aktienmärkte weiteten ihre Verluste nach der Veröffentlichung der Protokolle vorübergehend aus.
Die Notenbank hatte bei ihrer Sitzung Ende Januar geldpolitisch alles beim Alten belassen. Die Fed tastete den seit Februar 2008 bei nahezu null Prozent liegenden Leitzins nicht an. Zugleich entschied sie wie erwartet, die massiven Aufkäufe von Staatsanleihen und Immobilienpapieren, die die Notenbank erst im Dezember auf eine monatliche Summe von 85 Mrd. Dollar erhöht hatte, fortzusetzen, bis die Arbeitslosenquote auf 6,5 Prozent gefallen ist.
Im Januar stieg die Quote allerdings auf 7,9 von 7,8 Prozent und liegt weiter deutlich über dem Schnitt der vergangenen 60 Jahre von sechs Prozent. Die US-Wirtschaft war Ende vorigen Jahres erstmals seit dem Krisenjahr 2009 geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im vierten Quartal 2012 aufs Jahr hochgerechnet überraschend um 0,1 Prozent, was Sorgen über die Erholung der weltgrössten Volkswirtschaft genährt hatte.
„Hätte ihnen Billionen Dollar früher einfallen sollen“
Analysten reagierten unterschiedlich auf die Mitteilung der US-Notenbank. Einige erklärten, im Protokoll stehe eigentlich nichts Neues. So sei schon länger bekannt, dass einige Fed-Mitglieder das Anleiheprogramm kritisch sähen.
Andere Experten lasen in dem Protokoll dagegen einen geldpolitisch restriktiveren Ton. „Sie diskutieren nun aktiv eine Ausstiegsstrategie“, erklärte Analyst Omer Esiner von Commonwealth Foreign Exchange.
Dass sich die Fed im Protokoll über befürchtete Nebeneffekte ihres Anleihenkaufprogramms Sorgen macht, löste auch Spott unter Analysten aus. „Vielleicht hätte ihnen das einige Billionen Dollar früher einfallen sollen“, sagte Axel Merk von Merk Investments.
Es sei aber nicht davon auszugehen, dass die Fed in naher Zukunft das QE3-Programm stoppen werde. Schliesslich seien in dem Fed-Gremium die Tauben derzeit in der Überzahl und die geldpolitischen Falken in der Minderheit.