Im Halbfinal des Masters-1000-Turniers in Indian Wells spielt Roger Federer heute (ca. 21.00 Uhr) nicht wie erwartet gegen Rafael Nadal, sondern gegen Milos Raonic. Er führt in den Direktduellen 8:1.
Jeder rechnete fest damit, dass in Indian Wells erstmals seit dem Australian Open 2012 wieder einmal die «Big 4» der Tenniswelt in den Halbfinals unter sich sein würden. Auch an der Pressekonferenz nach seinem überzeugenden Sieg über Tomas Berdych (6:4, 6:0) musste Roger Federer fast nur Fragen zum erwarteten Duell gegen Rafael Nadal beantworten. Doch der Spanier folgte Federer, Novak Djokovic und Andy Murray nicht in die Runde der letzten vier. Er vergab drei Matchbälle und verlor die dramatische Partie gegen den Kanadier Milos Raonic in fast drei Stunden 6:4, 6:7 (10:12), 5:7.
Federer weiss um die Gefährlichkeit der Weltnummer 6: «Er hat grosse Fortschritte gemacht, seit er mit Ivan Ljubicic als Coach arbeitet. Er steht nun viel näher an der Grundlinie.» Die Hauptwaffe bleibt aber der meist mit 230 km/h und schneller geschlagene Aufschlag. Gegen Nadal verlor Raonic erstmals an diesem Turnier ein Servicegame. Dennoch sieht der Spanier leichte Vorteile für Federer. «Der Unterschied zwischen Roger und mir ist, dass er auch einen sehr guten Aufschlag hat», analysierte Nadal. «Gegen mich konnte Milos manchmal hoffen, meinen Aufschlag anzugreifen. Ich denke, dass er dies gegen Roger nicht kann.»
Auch die Statistik spricht für den Schweizer. Er hat acht von neun Begegnungen mit Raonic gewonnen, die erste vor drei Jahren in Indian Wells. Der Kanadier hat sich in den letzten Jahren stetig verbessert: 3. Runde 2012, Achtelfinal 2013, Viertelfinal 2014. Nun wäre ein Aus im Halbfinal also die logische Fortsetzung.
Ivan Ljubicic, der Coach des gebürtigen Montenegriners, war 2010 übrigens der einzige Champion in Indian Wells in den letzten zwölf Jahren, der nicht zu den «Big 4» gehört. Er strich heraus, wie wichtig dieser erste Sieg gegen Nadal für seinen Schützling ist. Er betonte aber auch: «Physisch war dieses Spiel trotz der drei Stunden nicht so hart. Entscheidend wird sein, wie Milos sich mental erholt.»
Sehr viel Zeit hat er nicht. Der Halbfinal steht bereits heute Samstag auf dem Programm. Um 19.00 Uhr Schweizer Zeit spielt Djokovic gegen Murray, im Anschluss daran Federer gegen Raonic. Direkt danach folgt auch noch der Doppelfinal der Frauen, in dem Martina Hingis und Sania Mirza auf die Russinnen Jekaterina Makarowa/Jelena Wesnina treffen.