Roger Federer steht zum 9. Mal in Folge und zum 12. Mal überhaupt bei den Swiss Indoors im Halbfinal. Zum Traumduell mit Nadal wird es aber nicht kommen. Der Spanier scheitert im Viertelfinal.
Federer musste die schwierigste Phase auf dem Weg zum 7:6 (7:4), 6:2-Sieg gegen Grigor Dimitrov (ATP 11) zum Ende des ersten Satzes überstehen. Viermal bot sich dem Bulgaren bei Aufschlag Federer die Möglichkeit, den Umgang für sich zu entscheiden. Doch der fünffache Turniersieger löste sich aus der Umklammerung jeweils brillant, mit einem Vorhand-Winner, einem Netzangriff und zwei Assen, davon eines mit dem zweiten Service. Im Tiebreak führte er dann rasch 4:0 und brachte den Vorsprung sicher über die Runden.
Wie bereits im letzten Jahr im Viertelfinal von Basel zeigte Federer seinem vermeintlichen Klon mit dem Übernamen «Baby Federer» den Meister. Ihm gelang in der St. Jakobshalle eine ausgezeichnete Leistung. Im zweiten Satz schaffte er bei erster Gelegenheit das Break und ging 3:0 in Führung. Den 54. Sieg in Basel und den 64. in dieser Saison liess er sich danach nicht mehr nehmen. Im Halbfinal trifft Federer heute auf Ivo Karlovic (ATP 31), dem er in 12 Begegnungen nur einmal unterlag. Im Final würde der Baselbieter entweder auf den Belgier David Goffin (ATP 28) oder den kroatischen Teenager Borna Coric (ATP 124) treffen.
Der 17-jährige Coric machte den Traumfinal zunichte, indem er Nadal mit 6:2, 7:6 (7:4) eliminierte. Es war nicht der Tag von Nadal, der nach der Niederlage seine Saison für beendet erklärte. Der Weltranglisten-Dritte zeigte gegen Coric, die Nummer 124 der Welt, über weite Strecken eine sehr schwache Leistung. Insbesondere der Start in den Match misslang im komplett. Nach einer guten Viertelstunde lag er schon 0:5 zurück. Coric musste dafür nicht allzu viel tun, ausser solid zu spielen.
Nadal steigerte sich nach dem 0:5 und gewann nach einer Verwarnung wegen Zeitverzögerung zum einzigen Mal in dieser Partie zwei Games in Folge. Coric hielt aber dagegen. Der junge Kroate, der erst im Juli seinen ersten Match auf der ATP-Tour gewonnen hatte, war beeindruckend. Er leistete sich nur wenige Fehler und war in den entscheidende Momenten sehr abgeklärt.
Auf Nadal traf das nicht zu. Der 14-fache Grand-Slam-Sieger war verschiedentlich von der Rolle, setzte mit der Vorhand ungewohnt viele Bälle ins Aus und war dann, wenn es besonders zählte, besonders anfällig auf Fehler. Nadal, der sich am 3. November den Blinddarm operieren lassen wird, bestritt nach dem French Open nur noch 12 Partien und verlor dabei zweimal gegen Spieler ausserhalb der Top 100, in Wimbledon gegen den Australier Nick Kyrgios (ATP 144) und eben in Basel gegen Coric.
Coric‘ Halbfinalgegner Goffin setzte seinen Höhenflug fort. Der 23-Jährige aus Lüttich feierte mit dem 6:7 (3:7), 6:3, 6:4 gegen Milos Raonic (ATP 9) den 42. Sieg seit seiner Erstrunden-Niederlage in Wimbledon Ende Juni. Nur zweimal musste er sich in dieser Zeitspanne geschlagen geben, gegen Jerzy Janowicz und Grigor Dimitrov. In der Weltrangliste machte er in dreieinhalb Monaten einen Sprung vom 107. auf den 28. Platz.
Mit Raonic schlug Goffin erstmals in diesem Jahr einen Top-10-Spieler. Nach 135 Minuten nutzte er seinen zweiten Matchball und entschied die umkämpfte Partie für sich. Goffin war bei den entscheidenden Punkten effizienter als Raonic, der weiterhin Chancen hat, sich erstmals in seiner Karriere für die ATP-Finals zu qualifizieren.