Sensationeller Halbfinal-Samstag am US Open: Erst gewinnt Kei Nishikori gegen die Weltnummer 1 Novak Djokovic, anschliessend verliert Roger Federer gegen den Kroaten Marin Cilic 3:6, 4:6, 4:6.
Erst verhinderte ein Gewitter eine Stunde lang den Beginn des Halbfinals zwischen Roger Federer und dem klaren Aussenseiter Marin Cilic. Dann verwehrte der Kroate dem Schweizer den erstmaligen Einzug in den US-Open-Final seit 2009. Cilic, die Nummer 16 der Welt, dominierte die Partie von Beginn weg fast nach Belieben und mit einer nahezu perfekten Vorstellung.
Der 1,98 m grosse Kroate schlug glänzend auf, brillierte aber vor allem auch mit enorm starken Returns. Mit solchen verdiente er sich im ersten Satz das Break zum 3:1 (nach 40:0). Auch im zweiten Durchgang ging Cilic sogleich 2:0 in Führung. In beiden Sätzen hatte Federer danach kaum eine Chance, die Partie nochmal auszugleichen. Nach den fünf Sätzen im Viertelfinal gegen Gaël Monfils fehlte dem 33-jährigen Basler die nötige Frische. Im ersten Satz musste er sich allerdings nicht viel vorwerfen. Er schlug zehn Winner und beging drei unerzwungene Fehler. Mit einer solchen Statistik verliert man nicht oft einen Satz 3:6. Bis zum Ende kam Federer auf 28 Gewinnschläge und 17 Fehler.
«Die Partie ist eigentlich schnell zusammengefasst: Marin hat grossartig gespielt. Ich hatte vielleicht nicht meinen allerbesten Tag, aber er war auch unglaublich konstant. Das hat mich ein wenig überrascht.» Einzig im dritten Satz erarbeitete sich Federer eine Chance zur Wende, als er sich mit einem Rückhand-Winner das ersehnte Break und eine 2:0-Führung verschaffte. Cilic schlug jedoch sogleich zurück und glich wieder aus. Nach einem erneuten Aufschlagverlust zum 3:4 stand der fünffache US-Open-Champion erneut mit dem Rücken zur Wand – und Cilic zeigte keinerlei Nerven. Im letzten Game zum 6:3, 6:4, 6:4 schlug er drei Asse und einen Rückhand-Winner.
Danach trauerte Federer einzig dem Break nach, das er im ersten Satz nach einer 40:0-Führung zugestanden hatte. «Wenn ich etwas länger bei ihm hätte bleiben können, wäre er vielleicht etwas nervöser geworden», sagte er. «Aber so spielte er sich in einen richtigen Rausch.» Diese Einschätzung teilte Cilic vollumfänglich: «Ich habe vom ersten bis zum letzten Punkt das beste Tennis meines Lebens gespielt», sagte der Schützling von Goran Ivanisevic.
Zuvor hatte Kei Nishikori (ATP 11) bei 36 Grad auf dem Court und einer Luftfeuchtigkeit von gut 70 Prozent gegen Novak Djokovic 6:4, 1:6, 7:6 (7:4), 6:3 gewonnen, der nicht zum ersten Mal bei hohen Temperaturen nicht seine beste Leistung abrufen konnte. Damit ist klar, dass 2014 erstmals seit 1998 sowohl bei den Frauen wie bei den Männern vier verschiedene Spieler die vier Grand-Slam-Turniere gewinnen werden. Und es kommt am Montag zum ersten Mal seit dem French Open 2005 (Nadal gegen Puerta) zu einem Grand-Slam-Final zwischen zwei Debütanten. Während die TV-Stationen diese Tatsache, die ihnen deutlich tiefere Einschaltquoten bescheren, gar nicht goutieren werden, gewinnt ihr Federer durchaus etwas Positives ab: «Wer ist nun der Favorit», fragte er. «Keiner weiss es, und das ist doch eine interessante Situation. Deshalb sollte man diesen Final unbedingt anschauen.»
Selber kann er sich nun auf den Davis-Cup-Halbfinal gegen Italien am kommenden Wochenende in Genf konzentrieren. «Wir sind der Favorit, und ich hoffe, dass wir in diesem Jahr noch zweimal Davis Cup spielen werden.» Ganz besonders freue er sich auch über die ausverkaufte Halle mit dreimal 18’000 Zuschauern.