Roger Federer muss weiter auf seinen 80. Titel auf der ATP-Tour warten. Im Final des Masters-1000-Turniers von Toronto unterlag die Weltnummer 3 dem Franzosen Jo-Wilfried Tsonga 5:7, 6:7 (3:7).
Für Federer war die vierte Partie in knapp 65 Stunden eine zu viel. Nach drei aufeinanderfolgenden «Night Sessions» gelang ihm die Umstellung auf die «normalen» Verhältnisse bei Tag innert nur 16 Stunden nicht wie gewünscht. Er fand nie zum gewünschten Rhythmus und kam zu keiner einzigen Breakchance. Am Schluss resultierte die vierte Niederlage in einem Endspiel der zweitgrössten Turnierserie in Folge, sein letzter Masters-1000-Titel datiert vom August 2012 (Cincinnati).
Federer wehrte sich mit den ihm an diesem Tag zur Verfügung stehenden Mitteln so gut es ging und glaubte bis zuletzt an die Wende. Er hatte aber eine zu grosse Streuung, gerade mit der Vorhand. Am Erfolgreichsten agierte er vom Netz aus, von der Grundlinie hatte er über weite Strecken Defizite. Er bleibt damit vorerst auf 299 Matchgewinnen bei Masters-1000-Events stehen und verpasste es auch, seinen 45. Matchgewinn des Jahres zu realisieren und damit in diesem Bereich die Führung alleine vor Rafael Nadal zu übernehmen.
Nicht genügend Kräfte gespart
Tsonga (ATP 15) durchbrach mit dem Titel eine der zahlreichen Phalanxen, welche die Top 4 über die Jahre aufgebaut haben. Seit 2004 war der Sieg beim Canadian Open immer an einen Spieler aus dem Quartett Federer, Novak Djokovic, Nadal oder Andy Murray gegangen. Das französische Kraftpaket wird heute nach fünfmonatiger Absenz in die Top 10 zurückkehren. Er verdiente sich die einstellige Rankingnummer mit einem fast beispiellosen Kraftakt: Als erster Spieler seit Guillermo Canas vor zwölf Jahren besiegte er an einem Masters-1000-Turnier vier Top-Ten-Spieler in Serie (Djokovic, Murray, Grigor Dimitrov, Federer).
Im Halbfinal war Federer gegen Feliciano Lopez (ATP 25) auch im 11. Duell ungefährdet geblieben und siegte 6:3, 6:4. Dem Baselbieter gelang gegen den spanischen Linkshänder in beiden Sätzen rasch ein Break und nach der 6:3, 2:0-Führung konnte er es sich sogar leisten, den Fuss etwas vom Gaspedal zu nehmen, den Vorsprung zu verwalten und gleichzeitig Kräfte für den Finaltag zu sparen. Nicht genügend, wie sich einen Tag später allerdings herausstellen sollte.