Bei einer Kundgebung von Schwulen und Lesben in Moskau sind rund 30 Teilnehmer und Gegner festgenommen worden. Der Chef des russischen Homosexuellen-Verbandes, Nikolai Alexejew, wurde ebenfalls abgeführt.
Er muss mit einer Anklage wegen Organisation einer nicht genehmigten Versammlung rechnen. Das teilte die Polizei in Moskau am Samstag gemäss der Agentur Interfax mit. Auch ein Mann, der eine Demonstrantin geschlagen hatte, wurde festgenommen.
Einige Teilnehmer schwenkten im Zentrum der Millionenmetropole die Regenbogenfahne oder hielten Plakate mit der Aufschrift «Gegen Homophobie» in die Höhe. Nach wenigen Minuten habe eine Sondereinheit die Demonstranten in Polizeibusse gedrängt, hiess es. Gegner hätten in der Nähe mit «lautem Beten» gegen die Kundgebung protestiert.
Parlament berät über Verbot von «Homosexuellen-Propaganda»
Homosexualität ist in Russland straffrei. Die Behörden verbieten aber regelmässig geplante Schwulenparaden. Moskaus höchstes Gericht hatte im vergangenen Jahr ein generelles Verbot von «Gay Pride»- und ähnlichen Paraden bis 2112 bestätigt.
Russlands Parlament berät derzeit über ein umstrittenes Verbot von «Homosexuellen-Propaganda», wie es schon in einigen Städten gilt. Nach Darstellung der Initiatoren dient es dem Kinderschutz. Experten kritisieren, dass damit unter anderem die Aids-Vorsorge erschwert werde.
Erste Homosexuellen-Parade in Ukraine
Im Nachbarland Ukraine hielten Schwule und Lesben am Samstag die erste Homosexuellen-Parade des Landes ab. An dem rund 20-minütigen Marsch unweit des Stadtzentrums von Kiew beteiligten sich trotz eines gerichtlichen Verbots und der Gefahr schwulen- und lesbenfeindlicher Übergriffe etwa hundert Aktivisten.
Die Teilnehmer schwenkten Regenbogenflaggen und hielten Transparente mit Aufschriften wie «Homosexualität ist keine Krankheit» hoch. Auch Homosexuelle aus Deutschland, den Niederlanden, Dänemark und Norwegen marschierten mit. Die Kundgebung wurde von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet.
«Dies kann als ein historischer Tag betrachtet werden», erklärte Mitorganisatorin Elena Semjonowa. In der ehemaligen Sowjetrepublik ist Homophobie weit verbreitet. Die Organisatoren der Parade hatten den Teilnehmern zu bequemer Kleidung und flachen Schuhen geraten, damit sie leichter vor möglichen Angreifern fliehen könnten.
Über 500 Beschwerden
Mit der Parade setzten sich die Teilnehmer über die Entscheidung eines ukrainischen Gerichts hinweg, wonach in Kiew am Samstag wegen eines Stadtfests keine Kundgebungen abgehalten werden sollen. Bei der Stadtverwaltung gingen mehr als 500 Beschwerden über die geplante Homosexuellen-Parade ein.
Mehr als 60 Parlamentarier unterzeichneten einen Aufruf für ein generelles Verbot von Homosexuellen-Veranstaltungen im Mai und Juni. Nach Angaben der Veranstalter der Parade sind ein bis zwei Millionen der 45 Millionen Einwohner der Ukraine homosexuell.