Festnahmen nach Brandanschlag auf Palästinenser im Westjordanland

Nach dem Tod eines zweiten palästinensischen Terror-Opfers geht Israel verstärkt gegen radikale Ultra-Nationalisten vor. Verteidigungsminister Mosche Jaalon ordnete am Sonntag die sogenannte Administrativhaft für zwei jüdische Extremisten an.

Angehörige und Freunde nehmen Abschied von Saad Dawabscha, der nach einem Brandanschlag mutmasslicher jüdischer Extremisten auf sein Haus am Samstag seinen schweren Verletzungen erlegen ist. (Bild: sda)

Nach dem Tod eines zweiten palästinensischen Terror-Opfers geht Israel verstärkt gegen radikale Ultra-Nationalisten vor. Verteidigungsminister Mosche Jaalon ordnete am Sonntag die sogenannte Administrativhaft für zwei jüdische Extremisten an.

Verteidigungsminister Mosche Jaalon verhängte eine sechsmonatige Verwaltungshaft gegen Meir Ettinger, einen der bekanntesten Vertreter der radikalen «Hügel-Jugend» aus den Siedler-Aussenposten.

Ettinger war am vergangenen Montag auf Drängen des Inlandgeheimdienstes festgenommen worden. Dieser hält den Enkel von Rabbiner Meir Kahane, verstorbener Gründer der verbotenen Rassistenbewegung Kach, für den Kopf einer Gruppierung, die unter anderem für die jüngsten Anschläge auf Klöster und Kirchen in Israel verantwortlich ist.

Der jüdische Ultranationalist Eviatar Slonim kam am Sonntag ebenfalls für ein halbes Jahr in Administrativhaft, wie schon vergangene Woche ein dritter Rechtsextremist, Mordechai Meyer. Alle drei werden laut Minister Jaalon verdächtigt, einer «jüdischen Extremistengruppe » anzugehören.

Die Verwaltungshaft, die mit Zustimmung eines lokalen Gerichtspräsidenten ohne Anklage und Verfahren unbegrenzt wiederholt werden kann, wird in Israel äusserst selten gegen Juden, dagegen regelmässig gegen palästinensische Aktivisten angewendet.

Razzien in jüdischen Siedlungen

Im Zusammenhang mit dem tödlichen Brandanschlag auf Palästinenser im Westjordanland nahm die israelische Polizei mehrere Tatverdächtige fest. Sie wurden am Sonntag bei Razzien in wild errichteten Aussenposten jüdischer Siedler in Gewahrsam genommen, wie die Polizei mitteilte.

Die Razzien gegen radikale jüdische Siedler begannen in der Nacht zum Sonntag und dauerten bis in den Vormittag. Durchsuchungen und Festnahmen stünden «in direktem Zusammenhang mit den Ermittlungen zur Tat in Duma», erklärte die Polizei, die keine Angaben zur Zahl der Verdächtigen machen wollte.

Nach übereinstimmenden Berichten in israelischen Medien wurden in der illegalen Siedlung Adei Ad, in der direkten Nachbarschaft von Duma, zwei Personen festgenommen. In einem illegalen Aussenposten der einige Kilometer weiter südlich gelegenen Siedlung Kochav Haschachar seien sieben junge Siedler-Aktivisten in Polizeigewahrsam genommen worden, hiess es.

Familienvater erliegt seinen Verletzungen

In dem palästinensischen Dorf Duma waren am 31. Juli Brandanschläge auf zwei Häuser verübt worden, ein Kleinkind verbrannte bei lebendigem Leibe. Sein Vater erlag am Samstag seinen Verletzungen. Auch die Mutter und ein vierjähriger Bruder erlitten schwerste Brandwunden.

«Als ich die Familie vergangene Woche im Spital besucht habe, habe ich versprochen, dass wir alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen werden, um die Mörder zu fassen», sagte der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu am späten Samstagabend einer Mitteilung seines Büros zufolge. «Und das tun wir.»

Saad Dawabscha, der Vater des bei dem Anschlag verbrannten anderthalbjährigen Ali, starb am Samstag in einem israelischen Spital an seinen Verletzungen. Er wurde von tausenden Palästinensern in seinem Heimatort beigesetzt.

Die 26-jährige Mutter Riham schwebte in einer Klinik bei Tel Aviv immer noch in Lebensgefahr. Der vierjährige Sohn Ahmed scheint ausser Lebensgefahr; israelischen Medien zufolge atmet er inzwischen wieder selbstständig. Ihm stünden aber noch viele Operationen bevor, sagte eine Ärztin.

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