Die Gesundheitsrisiken, die fettleibige Kinder im Erwachsenenalter erwarten, sind grösser als bisher angenommen. Das zeigt eine neue Studie. Sie haben schon als Fünfjährige Risikofaktoren für Herz- und Gefässkrankheiten und zeigen früh organische Schäden.
Zu diesem Ergebnis kommt ein Team um Claire Friedemann von der britischen Universität Oxford. Starkes Übergewicht wirke sich schon im Kindesalter schlecht auf das Herz und die Gefässe aus, was sich später verstärke.
„Gewicht, besonders Fettleibigkeit, hat signifikanten Einfluss auf die Risikofaktoren für kardiovaskuläre Krankheiten, die Kinder im Alter von fünf Jahren aufweisen“, schreiben die Forscher in einer Mitteilung des „British Medical Journal“, in dem die Studie veröffentlicht ist.
Sie warnen: Wenn diese Risikofaktoren über die Jahre hinweg erhalten bleiben, steigt die Gefahr, im Erwachsenenalter einen Schlaganfall oder eine Herzkrankheit zu erleiden, um 30 bis 40 Prozent im Vergleich zu Normalgewichtigen.
Friedemann und Kollegen analysierten 63 Studien aus Industrieländern, an denen insgesamt 49’220 gesunde Kinder von 5 bis 15 Jahren teilgenommen hatten. Alle Studien erfassten das Körpergewicht und mindestens einen Herz-Risikofaktor – wie hohen Blutdruck oder erhöhte Cholesterinwerte.
Höheres Risiko für Diabetes
Fettleibige Kinder (ab einem Body-Mass-Index von 30) hatten einen deutlich höheren Blutdruck und Cholesterinwert als die normalgewichtigen. Auch zwischen übergewichtigen (BMI zwischen 25 und 30) und normalen Kindern bestanden Unterschiede – allerdings waren diese weniger gross. Die fettleibigen Kinder zeigten den Forschern zufolge bereits ein erhöhtes Risiko für Diabetes.
Die Wissenschaftler Lee Hudson und Russel Viner betonen in einem Kommentar zur Studie, dass die neue Untersuchung auch die unmittelbaren Auswirkungen von Fettleibigkeit bei Kindern analysiert. Bisherige Arbeiten hätten sich vor allem auf die Folgen im Alter konzentriert.
Diese frühen Auswirkungen seien am besorgniserregendsten – so habe sich bei einigen fettleibigen Kindern schon eine verdickte linke Herzkammer gezeigt, schreiben Hudson und Viner. Eine Krankheit, unter der eigentlich ältere Menschen mit chronischem Bluthochdruck leiden.
Unbeantwortete Fragen
Noch nicht ganz klar sei aber, ob die Ursache tatsächlich starkes Übergewicht in der Kindheit sei – oder ob die Erkrankungen mit bleibender Fettleibigkeit im Erwachsenenalter einhergingen. Es gibt aber Hinweise, dass der Kindheits-BMI die Krankheitsrisiken unabhängig vom Gewicht im Erwachsenenalter erhöht, schreiben die Experten.
Hudson und Viner werfen zudem die „Schlüsselfrage“ auf, ob der Zusammenhang zwischen BMI und dem Risiko für Herzerkrankungen linear ansteige – oder ob es eine bestimmte Schwelle gebe, von der an eine erhöhte Gefahr bestehe. Friedemann und Kollegen liessen dies unbeantwortet. So sei auch nicht bekannt, ab welchem Gewicht Kinder abnehmen müssten, um das Risiko eines kranken Herzens zu verringern.