Vergeblich hat die Welt am Dienstag auf eine Waffenruhe im Nahost-Konflikt gewartet. Am späten Abend teilte die Hamas mit, es werde an diesem Tag keine Einigung mehr über ein Ende der Gewalt geben. Man müsse bis am (morgigen) Mittwoch warten.
Die Waffenruhe hätte am Dienstagabend um 20.00 Uhr MEZ in Kairo ausgerufen werden sollen. Ab Mitternacht Ortszeit (23.00 Uhr MEZ) sollten die Waffen schweigen.
Israel habe noch nicht auf Vorschläge reagiert, sagte Hamas-Vertreter Essat al-Rischk am Dienstagabend der Nachrichtenagentur Reuters per Telefon. Man müsse deswegen bis Mittwoch warten.
Am Dienstag habe es keine Einigung mit Israel auf ein Ende der Gewalt gegeben, teilte Isat Rischek, Mitglied des Hamas-Politbüros, von Kairo aus über den Kurznachrichtendienst Twitter mit.
„Alle Optionen offen“
„Bisher gibt es keine Einigung auf ein Abkommen, und es wird auch heute Nacht keine mehr geben. Alle Optionen sind offen. Unser Volk und unser Widerstand sind auf alle Möglichkeiten vorbereitet“, schrieb Rischek.
Zuvor hatte schon ein Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mitgeteilt, bisher gebe es keine Einigung. Entsprechende Hoffnungen hatte der ägyptische Präsident Mohammed Mursi ausgelöst, der zwischen beiden Seiten vermittelt.
Auch Mursi äusserte sich nach Angaben des Präsidialamts am Abend vorsichtiger als noch Stunden zuvor. Er „hoffe“, dass es schnell zu einer Waffenruhe kommen werde, hiess es.
Am Nachmittag hatte ihn die Nachrichtenagentur Mena mit den Worten zitiert: „Die Bemühungen, zu einer Waffenruhe zwischen Palästinensern und Israelis zu kommen, werden in den kommenden Stunden positive Ergebnisse erbringen.“
Luftangriffe auch am Abend
Die Luftangriffe auf den Gazastreifen gingen am Dienstagabend mit unverminderter Härte weiter. Israels Luftwaffe bombardierte nach Augenzeugenberichten verschiedene Ziele in Gaza und Beit Hanun im nördlichen Gazastreifen.
Die Angriffe begannen, als gerade eine 56-köpfige Delegation arabischer Aussenminister und Diplomaten auf Solidaritätsbesuch durch Gaza-Stadt fuhr. Dazu gehörten auch der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, und der türkische Aussenminister Ahmet Davutoglu.
Nach palästinensischen Berichten kamen auch zwei Kameramänner einer Fernsehstation der Hamas ums Leben. Auch ein israelischer Soldat und ein Zivilist kamen am Dienstag ums Leben. Damit starben bei Angriffen 133 Menschen im Gazastreifen und fünf in Israel. Fast 1000 Menschen wurden verletzt, die meisten von ihnen palästinensische Zivilisten.
Aus dem Gazastreifen sollen seit Mittwoch letzter Woche mehr als 1000 Geschosse Richtung Israel abgefeuert worden sein. Die israelischen Streitkräfte haben im gleichen Zeitraum nach eigenen Angaben mehr als 1500 Treffer im Gazastreifen gezählt.
Obama schickt Clinton
Eingeschaltet in die Friedensbemühungen hat sich auch US-Präsident Barack Obama, der nach Angaben des Weissen Hauses innerhalb von 24 Stunden dreimal mit Mursi telefonierte. Obama schickte von seiner Asien-Reise aus auch Aussenministerin Hillary Clinton nach Nahost.
Clinton will nach ihrer Ankunft in der Region den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und die ägyptische Führung treffen.