Feuerwehrmann von Winterthur baute mit Brandstiftungen Stress ab

Ein Feuerwehrmann aus Elgg wählte eine schlechte Methode, um Stress abzubauen: Er zündete Holzbeigen und Häuser an und versetzte die Bevölkerung so in Angst und Schrecken. Am Mittwoch musste sich der 26-Jährige vor dem Winterthurer Bezirksgericht verantworten. Das Urteil wird am Donnerstag eröffnet.

Feuerwehrleute im Einsatz (Symbolbild) (Bild: sda)

Ein Feuerwehrmann aus Elgg wählte eine schlechte Methode, um Stress abzubauen: Er zündete Holzbeigen und Häuser an und versetzte die Bevölkerung so in Angst und Schrecken. Am Mittwoch musste sich der 26-Jährige vor dem Winterthurer Bezirksgericht verantworten. Das Urteil wird am Donnerstag eröffnet.

Dass er etwas Falsches tat, wusste der Lagerist bei jeder einzelner seiner Brandstiftungen. „Kaum hatte ich das Feuer gelegt, hatte ich ein schlechtes Gewissen“, sagte der schüchtern wirkende freiwillige Feuerwehrmann vor Gericht. Er habe gewusst, dass er Menschen gefährde und in Angst versetze. „Das tut mir sehr leid“.

Zu Brennpaste und Feuerzeug griff er in der Zeit zwischen Februar 2011 und Januar 2012 trotzdem immer wieder. An seiner neuen Arbeitsstelle habe er viel Verantwortung tragen müssen. „Ich war oft überfordert und frustriert.“ Das Anzünden von Objekten – meist auf dem Heimweg – habe ihn für kurze Zeit davon abgelenkt.

Ein Held wollte der Mann, der noch bei seinen Eltern wohnt, durch seine Taten aber nie werden. Viermal musste er eigene Brände löschen. Da habe er sich im Hintergrund gehalten und sich geschämt.

Der Brandstifter ist kein Pyromane

Der Staatsanwalt listet 30 Brände auf, die dem Feuerwehrmann zur Last gelegt werden. Die unheimliche Serie begann im Februar 2011 mit einer brennenden Holzbeige, ging weiter mit einem angezündeten Jagdhaus, führte über eine beschädigte Tankstelle und zahlreiche Kleinbrände schliesslich zu einer komplett zerstörten Reithalle.

Der Staatsanwalt fordert wegen mehrfacher, teilweise versuchter Brandstiftung eine Freiheitsstrafe von 5 Jahren ohne Bewährung. Zudem soll der Beschuldigte eine ambulante Massnahme absolvieren. Ein Gutachten des Instituts für Rechtsmedizin attestiert ihm erhebliche Rückfallgefahr, falls seine Probleme nicht behandelt werden.

Gemäss Gutachten leidet er unter einer kombinierten Persönlichkeitsstörung, die aus Unsicherheit, Unreife und Zwanghaftigkeit besteht. Es stuft ihn aber nicht als Pyromanen ein, weil er nicht aus einem inneren Zwang heraus Dinge anzündete. Der Täter ist gemäss Gutachten voll schuldfähig, wusste also, was er tat und hätte theoretisch auch anders handeln können.

Nur 19 Taten gestanden

Für die gesamte Brandserie will der Feuerwehrmann aber nicht verantwortlich sein. Bei 11 der 30 Brände stritt er auch am Mittwoch jegliche Schuld ab. Es müsse noch einen zweiten Täter geben, behauptete er. Sein Anwalt argumentierte, dass man ihm diese 11 Brände nicht nachweisen könne. Nach dem Grundsatz „im Zweifel für den Angeklagten“ sei er von diesen Vorwürfen deshalb freizusprechen.

Er forderte eine Freiheitsstrafe von 18 Monaten, wobei diese zugunsten einer Therapie aufgeschoben werden soll. Die Therapie, die der Brandstifter seit September 2012 absolviert, zeigt gemäss Anwalt erste Erfolge. Diese Resozialisierung dürfe nicht durch einen Gefängnisaufenthalt zunichte gemacht werden.

Der Staatsanwalt hält die Theorie mit dem zweiten Täter für absurd. Brandserien seien sehr selten. „Aber ausgerechnet in Elgg soll es zwei Täter gegeben haben?“. Zudem habe sie genau dann aufgehört, als der Mann verhaftet worden sei. „Was für ein Zufall.“

Wieder zurück beim alten Arbeitgeber

Nach seiner Verhaftung im Januar 2012, vier Monaten in Untersuchungshaft und mehreren Wochen in einer psychiatrischen Klinik wurde der Mann wieder auf freien Fuss gesetzt. Mittlerweile arbeitet er wieder Vollzeit bei seinem bisherigen Arbeitgeber, bei dem er einst so überfordert gewesen war.

Heute erhalte er aber die Unterstützung, die er brauche, sagte der Täter. Er fühle sich viel weniger gestresst. Bei der freiwilligen Feuerwehr Eulachtal wurde er zwar entlassen. Er ist aber immer noch Mitglied im Feuerwehrverein, nimmt also an den Anlässen teil.

Das Verhältnis zu seinen Kollegen sei wegen der Sache natürlich gestört gewesen. Aber es bessere sich wieder. Sein nächstes Ziel ist nun, von zu Hause auszuziehen.

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