Die Beliebtheit des französischen Präsidentschaftskandidaten François Fillon sinkt. Lange galt der konservative Bewerber als Favorit – nun würde er es laut einer Umfrage nicht einmal in die Stichwahl schaffen.
Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Elabe würde er in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl Ende April nur 20 Prozent der Stimmen holen. Fillon habe damit innerhalb von vier Wochen 5 bis 6 Prozentpunkte verloren. Als Dritter würde er damit aus dem Rennen ausscheiden.
Die Umfrage im Auftrag der Zeitung «Les Échos» und des Senders Radio Classique sieht derzeit die Rechtspopulistin Marine Le Pen (26-27 Prozent) und den unabhängigen Bewerber Emmanuel Macron (22-23 Prozent) als Finalisten der Wahl. Bislang hatten Umfragen eine Stichwahl Fillon-Le Pen erwarten lassen, in der Fillon dann klar vorne gelegen hätte. Der Sozialist Benoît Hamon käme auf 17 Prozent.
Vorwurf der Veruntreuung
Grund für Fillons Taucher bei den Umfragewerten ist eine Scheinbeschäftigungsaffäre, die vor einer Woche ihren Anfang genommen hatte: Nach Berichten der Enthüllungszeitung «Le Canard Enchaîné» bezahlte Fillon als Angeordneter jahrelang seine Ehefrau als parlamentarische Mitarbeiterin, ohne dass diese wirklich arbeitete.
Die Wochenzeitung schreibt in ihrer neuesten Ausgabe, Penelope Fillon habe so in rund 15 Jahren mehr als 830’000 Euro aus Steuermitteln erhalten. Hinzu kommen rund 100’000 Euro für eine Anstellung bei einem Magazin, das einem Freund Fillons gehört. «Le Canard Enchaîné» schrieb zudem, Fillon habe als Senator zwei seiner Kinder als parlamentarische Mitarbeiter beschäftigt – für insgesamt 84’000 Euro.
Wegen des Vorwurfs der Veruntreuung öffentlicher Mittel ermittelt inzwischen die nationale Finanzstaatsanwaltschaft. Sie befragte bereits das Ehepaar Fillon und sicherte am Dienstag in der Nationalversammlung Dokumente, die Aufschluss über die Beschäftigung von Penelope Fillon geben sollen. Laut einem Medienbericht hatte sie weder eine Zugangskarte zur Nationalversammlung, noch ein eigenes E-Mail-Konto im Parlament.
Am Mittwoch befragte die Polizei auch Fillons Parteifreund Marc Joulaud. Er hatte 2002 Fillons Abgeordnetenmandat übernommen und Penelope Fillon weiter bezahlt.
Fillon: Kampagne der Linken
Unabhängig von der juristischen Bewertung der Beschäftigung seiner Ehefrau ist der Imageschaden für den selbst erklärten Saubermann gewaltig. Fillon weist den Vorwurf einer Scheinbeschäftigung zurück und beteuert, seine Frau habe eine Reihe von Aufgaben für ihn erfüllt.
Er hat sich wiederholt zuversichtlich gezeigt, dass die Ermittlungen dies auch beweisen und ihn entlasten werden. Er erklärte, er werde nur bei Einleitung eines formellen Ermittlungsverfahrens auf eine Kandidatur verzichten.
Vor konservativen Abgeordneten bezeichnete Fillon am Mittwoch die gegen ihn erhobenen Vorwürfe einer Scheinbeschäftigung seiner Ehefrau als «professionell organisierte» Kampagne und «Staatsstreich» der regierenden Linken gegen ihn.
Der Sprecher des sozialistischen Staatschefs François Hollande wies den Vorwurf umgehend scharf zurück. «Das ist inakzeptabel», sagte Stéphane Le Foll. Jeder müsse seiner Verantwortung gerecht werden. «Die Franzosen erwarten ganz einfach Wahrheit und Transparenz.»