Filmemacher nutzen Solothurner Filmtage vermehrt als Startrampe

In früheren Jahren haben die Verantwortlichen der Solothurner Filmtage über die zeitliche Lage der Grossveranstaltung geklagt – diesmal gibt es dazu keinen Anlass: Auffällig viele Filmteams nutzen das Festival als Startrampe für Streifen, deren Kinostart kurz bevorsteht.

Filmtage-Direktorin Seraina Rohrer (Bild: solothurnerfilmtage.ch) (Bild: sda)

In früheren Jahren haben die Verantwortlichen der Solothurner Filmtage über die zeitliche Lage der Grossveranstaltung geklagt – diesmal gibt es dazu keinen Anlass: Auffällig viele Filmteams nutzen das Festival als Startrampe für Streifen, deren Kinostart kurz bevorsteht.

«Akte Grüninger» – das mit Spannung erwartete Geschichtsdrama, das am Donnerstag die Filmtage eröffnet – kommt noch während des Festivals auch regulär in die Deutschschweizer Kinos. Dasselbe gilt für den eindrücklichen Dokfilm «Millions Can Walk» von Christoph Schaub und die vielversprechende Westschweizer Komödie «Win Win».

Mit einigem Brimborium lanciert wird in Solothurn zudem die Romanverfilmung «Der Goalie bin ig», die im Februar in die Kinos kommt. Auch mehrere Dokfilme, die in Solothurn um die hochrangigen Preise rittern, stehen unmittelbar vor dem Kinostart.

Unter anderem dank der marketingtechnisch günstigen Ausgangslage brauchen sich die Festivalorganisatoren um das Ausbleiben von Stars keine Sorgen zu machen. Mit Mario Adorf, für dessen jüngsten Film «Der letzte Mentsch» es allerdings noch keinen Starttermin gibt, reist auch ein international bekannter Schauspieler an.

Grossthema 2014: Migration

Zur Weltpremiere von «Millions Can Walk», der für den mit 60’000 Franken dotierten «Prix de Soleure» nominiert ist, wird einer der zentralen Protagonisten erwartet: Der indische Aktivist und Initiant des im Film gezeigten «Marsches der Gerechtigkeit», Rajagopal.

Die Jury, der neben anderen der Genfer Soziologe Jean Ziegler angehört, wird ausserdem etwa mit Filmen über das Schicksal einer ungarischen Prostituierten in Zürich, über iranische Flüchtlinge in Griechenland oder türkische Flüchtlinge in der Schweiz konfrontiert.

Viele Filme thematisieren die Schweiz als Migrationsland, wie Filmtage-Direktorin Seraina Rohrer bereits im Vorfeld erklärt hatte. Neben dem Grossthema, dem mitten im Abstimmungskampf um die SVP-Masseneinwanderungsinitiative besondere Brisanz zukommt, nimmt offenbar auch das Komödien-Genre einen bedeutenden Platz ein.

Im Rennen um den mit 20’000 Franken dotierten Publikumspreis sind etliche Streifen, deren Macher die Zuschauer erheitern möchten. Neu gibt es zudem eine «Nocturne»-Sparte, wo neben dem Thriller «Tappava Talvi» – gemäss Rohrer ein «Fargo-Verschnitt in Lappland» – ein Gruselfilm und zwei weitere Komödien präsentiert werden.

«Bergfest» und BAK-Premiere

Nach Frohsinn klingt die zentrale filmpolitische Veranstaltung: Das Bundesamt für Kultur (BAK) und die Radio- und Fernsehgesellschaft SRG SSR laden zu einem «Bergfest» – der Begriff steht bei Dreharbeiten für die Halbzeit-Party.

Bei der Einladung von BAK und SRG SSR dürfte es dagegen eher nüchtern zugehen: Hier wird über die Erfahrungen mit den neuen Filmförderinstrumenten seit 2012 berichtet. Im Detail sollen die Ergebnisse der BAK-Mechanismen im Frühling evaluiert werden. Daraus gilt es dann, Lehren für die Jahre 2016-2019 zu ziehen.

Traditionsgemäss festlich nimmt sich während der Filmtage die Nacht der Nominationen aus, an der sich die Filmschaffenden nicht nur über Preischancen, sondern ausserdem auch über einen ansehnlichen Geldregen freuen können. Isabelle Chassot wird an der Veranstaltung erstmals in ihrer neuen Funktion als BAK-Chefin auftreten.

Bereits im September wurde der Ehrengast der 49. Solothurner Filmtage bekannt: Das Festival, das am Donnerstag von Kulturminister Alain Berset eröffnet wird, widmet dem St. Galler Regisseur, Autor und Kameramann Peter Liechti das Spezialprogramm «Rencontre». Zu Ende geht die diesjährige Ausgabe der Filmtage am 30. Januar.

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