Ein parasitärer Pilz, der im Doubs schwere Fischsterben ausgelöst hat, ist auch in der Birs aufgetaucht. Um seine Ausbreitung zu bremsen, hat ein Fischerverein den Verkauf seiner Tageskarten gestoppt. Kantonale Behörden arbeiten noch an Massnahmen.
Im französisch-schweizerischen Grenzabschnitt des Doubs‘ sterben seit 2009 zahlreiche Forellen, Aeschen und Grundeln an einer sehr aggressiven Pilzerkrankung. 2011 trat diese auch an der Sorne auf, die nicht mit dem Doubs verbunden ist und bei Delsberg in die Birs mündet.
Die vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) mit der Untersuchung betraute Universität Neuenburg hat Ende Mai den Erreger als neue Variante des bekannten Pilzes Saprolegnia Parasitica identifiziert. Die Uni schliesst nicht aus, dass ein harmloserer alter Saprolegia-Stamm wegen veränderten Umweltbedingungen plötzlich mutiert ist.
Kontamination unterbinden
Der Fischkiller-Pilz könnte laut der Uni aber auch eingeschleppt worden sein, zum Beispiel an Schuhwerk von Fischern oder Wanderern, an Kanus, Köderfischen oder durch die Landwirtschaft. 2012 wurden nun auch in in der Areuse und Birs befallene Fische mit den Doubs-typischen Symptomen festgestellt; der Pilz-Nachweis steht da indes noch aus.
Seit der Uni-Mitteilung vor drei Wochen sind Fischer an der Birs, die bei Basel in den Rhein mündet, beunruhigt. Ihr Fluss ist schon mit überhöhten PCB-Werten – und darum Fangbeschränklungen – sowie einer anderen Fischkrankheit namens PKD belastet. Im Doubs ist wegen des Pilzes ein Aeschen-Fangmoratorium verhängt worden.
Der Laufentaler Fischerverein FIPAL mag nun nicht warten, bis die Behörden der Birs-Anliegerkantone einen Massnahmenkatalog ausgearbeitet haben: Er hat den Verkauf von Tages-Fischerkarten gestoppt, damit keine Gastfischer den Pilz ausbreiten, wie ein FIPAL-Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagetur sda sagte.
Desinfektion im Fokus
Zudem will der Verein am Freitag einen Desinfektionsplatz einrichten, damit Mitglieder vor den Ferien ihre Unterfangnetze, Stiefel, Rutengriffe etcetera säubern können. Solche Massnahmen stehen den Vereinen frei, wie der Baselbieter Fischereiaufseher Daniel Zopfi sagt. Desinfektion düfte auch auf der Behörden-Liste stehen.
Schon das Bafu empfahl nach dem Uni-Befund die Desinfektion von Fischereigerät, das in Gewässern mit dem Pilz benutzt wurde. Die Birs-Kantone Jura, Bern, Solothurn und beide Basel prüfen überdies laut Zopfi unter anderem Verbote von Filz-Sohlen an Fischerstiefeln oder von Transportbehältnissen („Logel“) für lebende Fische.
Zopfi spricht zwar von einer „Bedrohung“ der Birsfische durch den neuen Pilz, will aber keine Panik aufkommen lassen. Ein Merkblatt soll noch vor den Sommerferien bereit sein. Man richte sich an Fischer, weil diese potenziellen Pilz-Verbreiter über die Vereine gut ansprechbar seien – Badende und andere Bachbesuchende sind es weniger.
Einheitliche Massnahmen
Laut dem baselstädtischen Fischereiaufseher Hans-Peter Jermann planen die Behörden entlang der ganzen Birs einheitliche Massnahmen. Bei der FIPAL begrüsst man dies, seien doch Gastfischer, die keine Tageskarte mehr bekommen hatten, einfach an andere Birsstrecken ausgewichen.
Der freiwillige Tageskarten-Stopp ist für den Laufentaler Verein ohnehin keine Dauerlösung: Mit bis zu 800 verkauften Karten im Jahr nimmt er rund 12’000 Franken ein. Gelingt es, die Pilz-Ausbreitung zu bremsen, hofft man bei der FIPAL auf eine Immunisierung ihrer sehr guten Fischbestände und bestenfalls überschaubare Schäden.