Der Schweizerische Fischerei-Verband (SFV) hat die Betreiber von Wasserkraftwerken kritisiert, die durch künstliche Wasserschwankungen ihren Profit aus der Stromproduktion steigern. Bei über 100 Kraftwerken werde auf diese Weise die Flora und Fauna zerstört.
Still und leise spiele sich an über 100 Stellen in Schweizer Flüssen täglich ein «Tsunami» ab, sagte SFV-Zentralpräsident Roland Seiler am Donnerstag vor den Medien in Bern.
Die Kraftwerke haben die Möglichkeit, die Stromproduktion durch eine kurzfristige Inbetriebnahme der Turbinen zu variieren. Sie verändern beim sogenannten Schwall-Sunk-Betrieb mehrmals täglich die Wassermengen.
Hohe Wasserführung wird als Schwall bezeichnet, niedrige Wasserführung als Sunk. In der Schwallphase werden Fische und Kleinlebewesen gemäss SFV brutal weggespült und Menschen im Flussbett gefährdet. In der Sunkphase wiederum stranden die Fische auf den flachen Uferzonen.
Das Gewässerschutzgesetz verpflichtet die Kraftwerke, innert 20 Jahren die schädlichen Schwall-Sunk-Betriebe zu sanieren. Bis Ende 2014 müssen die Kantone dem Bund Sanierungspläne vorlegen.
Verband erhöht Druck
Der Fischerei-Verband befürchtet jedoch, dass etliche Kantone ähnlich wie bei der Restwassersanierung auf Verzögerung setzen. Es spielten auch finanzielle Gründe mit. Sanierungen würden oft zu Ertragseinbussen führen, hiess es.
Vor diesem Hintergrund forderte der SFV das Bundesamt für Umwelt (BAFU) auf, bis spätestens Mitte 2015 eine Liste der sanierungspflichtigen Anlagen zu publizieren. Die Kantone müssten die Kraftwerke zur Sanierung zwingen. Bei Kraftwerken mit extremen Schwall-Sunk-Problemen müsse sofort gehandelt werden.
Die Kosten betragen gemäss Verband insgesamt eine Milliarde Franken. Die Kraftwerkbetreiber würden von der nationalen Netzgesellschaft Swissgrid die Kosten für die Sanierungsmassnahmen zurückerstattet erhalten. Die Finanzierung erfolge durch einen Zuschlag von 0,1 Rappen pro Kilowattstunde auf die Übertragungskosten der Hochspannungsnetze.