Flying Home

Man muss Tobias Wyss bewundern: Er folgt den Spuren seines Onkels Walter mit Beharrlichkeit: Schon als Kind hatten ihn, den Neffen, Walters Welten fasziniert. Später erreichten ihn nur mehr Gerüchte. Nach Walters Tod nun versucht der Neffe das Leben des Onkels zu rekonstruieren. Man muss Tobias Wyss bewundern: Er folgt den Spuren seines Onkels Walter […]

Man muss Tobias Wyss bewundern: Er folgt den Spuren seines Onkels Walter mit Beharrlichkeit: Schon als Kind hatten ihn, den Neffen, Walters Welten fasziniert. Später erreichten ihn nur mehr Gerüchte. Nach Walters Tod nun versucht der Neffe das Leben des Onkels zu rekonstruieren.

Man muss Tobias Wyss bewundern: Er folgt den Spuren seines Onkels Walter mit Beharrlichkeit: Schon als Kind hatten ihn, den Neffen, Walters Welten fasziniert. Später erreichten ihn nur mehr Gerüchte. Nach Walters Tod nun versucht der Neffe das Leben des Onkels zu rekonstruieren.

Erste Fotos führen Tobias Wyss  zu einem draufgängerischen Autobauer, (der einen Radfahrer totfährt ohne dass die Familie davon erfährt), der nach Amerika auswandert, der dort nicht irgend ein Auto baut, sondern einen ersten Hybrid – Jahrzehnte seiner Zeit voraus! –aber weit weniger durchschlagend erfolgreich wie der andere Schweizer Autobauer Chevrolet: Der Hybrid, wen wundert’s, wird nicht gebaut.

Tobias stöbert die Hinterlassenschaften seines Onkels in den Archiven eines Flugzeugherstellers auf, der nach dem Weltkrieg nach neuen Betätigungsfeldern suchte. Endlich lernen wir Walter durch die Kamera des Neffen auch persönlich kennen: Walter Wyss ist ein schillernder Einzelgänger. Ein wohlhabender Tramp. Ein Mann mit Eigenschaften. Ein Auswanderer, ein kosmopolitischer Single, ein Eigenbrödler und Liebhaber, der sich seinen persönlichen Schutzwall in der Fremde erhält: Er schreibt unsäglich viele Briefe an seine Mutter und nur sparsam an Geliebte.

Viele Spuren aus Amerika und Japan sind in „Flying Home“ dokumentarisch reizvoll, filmisch aber nicht immer interessant. Am spannendsten ist die Spurensuche dort, wo wir Walter auf seine eigene Art nahe rücken: Walter fotografierte unsäglich viel. Allein die Sichtung all seiner Dias würde Monate dauern, doch die wenigen Perlen, die wir sehen dürfen, erzählen viel über einen Menschen, dessen Lebens-Höhepunkte nicht nur ein gemeinsames Foto mit Henri Ford waren. Wie hat Walter japanisch gelernt? Indem er japanische Hörspiele in den japanischen Schriftzeichen mitlas! Er lernte nicht mit Menschen. Er lernte von Bändern. Die Mitschnitte der Hörspiele öffnen Tobias Wyys eine  filmisch gelungene Tür. Plötzlich ist ein Hauch von Walters eigenbrödlerischer Welt zu spüren. Spätestens hier wird die Bestandesaufnahme von Walters reichem Leben auch ein grosses Sittenbild des Auswanderns, des Lebens in der Fremde. Kurz vor dem Tod war Walters bester Freund, so scheint es, sein Broker. Seine treueste Begleiterin war seine Sparsamkeit. 

Zum Schluss besucht der Neffe noch einmal den reichen Onkel in Amerika und findet eine kurze, einsame Gemeinsamkeit am Krankenbett. Ohne sein Leben verschwendet zu haben, ist Walter nach seinem tragischen Autounfall doch nie mehr ganz im Leben angekommen, scheint es.

Ab 19.1. ist Flying Home im Atelier zu sehen.

 

 

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