Keine privaten Handy-Fotos und Facebook-Freundschaften mit Patienten, keine unzulässige Kritik an Kollegen in den Sozialen Medien und ein sorgfältiger Umgang mit Gesundheitsdaten: Das empfiehlt die FMH ihren Ärztinnen und Ärzten.
Die Anforderungen an das professionelle und ethische Verhalten von Ärzten müssten auch im «öffentlichen Raum» der Sozialen Medien gelten, schreibt Urs Stoffel, Mitglied des Zentralvorstandes der Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH), in einem Editorial für die Ärztezeitung.
Weil Vorfälle mit disziplinarischen oder juristischen Konsequenzen zugenommen hätten, sei es nötig, spezifische Empfehlungen abzugeben. Deshalb hat die FMH einen Leitfaden zum Umgang mit Sozialen Medien für Ärztinnen und Ärzte verabschiedet und diesen auf ihrer Webseite veröffentlicht.
Praxis-Handy empfohlen
Auslöser war das Foto eines Schweizer Chirurgen, der auf Facebook mit einem amputierten Bein posierte. «Ganz wichtig ist, dass man nicht mit dem persönlichen Handy Fotos von Patienten oder von Befunden macht und diese mit privaten Bildern vermischt», sagte Stoffel gegenüber der SRF-Sendung HeuteMorgen vom Mittwoch. Er schlägt vor, dass Ärzte ein «Praxis-Handy» verwenden, um diese Ebenen zu trennen.
Das ärztliche Berufsgeheimnis und die Vertraulichkeit müssten auch in Sozialen Medien respektiert werden. Deshalb sollten zum Beispiel Informationen und Bilder über Patienten im Internet wenn möglich nur mit dem Einverständnis der Betroffenen verwendet und persönliche Angaben weggelassen oder verändert werden.
Ärztinnen und Ärzte müssten sich ausserdem bewusst sein, dass vermeintlich private Aussagen zu Gesundheitsfragen in den Sozialen Medien als Aussagen eines Arztes und nicht einer Privatperson gewertet werden könnten.
So wäre es theoretisch möglich, dass jemand für einen privaten medizinischen Ratschlag im Internet haftbar gemacht werde, sobald er als Arzt erkennbar sei, sagte Stoffel gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Deshalb sollten konkrete Behandlungshinweise – wenn überhaupt – im Internet nur gegenüber persönlich bekannten Personen abgegeben werden, heisst es in dem Papier.
Keine Facebook-Freundschaften
Weiter empfiehlt die FMH ihren Ärztinnen und Ärzten, die professionelle Arzt-Patienten-Beziehung auch in den Sozialen Medien sicherzustellen und diese von privaten Beziehungen zu trennen. Freundschaftsanfragen von Patientinnen oder Patienten sollten deshalb auch auf privaten Accounts soweit wie möglich zurückgewiesen werden.
Für einen ersten Kontakt könne ein Praxis-Facebook-Konto durchaus nützlich sein, sagte Stoffel. Danach dürften vertrauliche medizinische Informationen aber nur noch über sichere Verbindungen oder in verschlüsselten Dokumenten ausgetauscht werden.
Auch wenn die Namen auf einem Bild im Internet geschwärzt seien, reiche das oft nicht aus. Denn die Metadaten enthielten Informationen, die den Persönlichkeitsschutz des Patienten verletzen könnten. Auf Grund der vielen Risiken wäre es schliesslich empfehlenswert, bereits die Medizin-Studenten für die Probleme zu sensibilisieren, sagte Stoffel.