Wem neben der Karriere auch Familie und ausserberufliche Interessen wichtig sind, ist zufriedener mit der eigenen Karriere und dem Leben allgemein. Zudem ergibt sich daraus kein Nachteil für den Lohn, wie eine Studie der Universität Bern zeigt.
Den meisten Arbeitgebern wäre es wohl am liebsten, wenn der Fokus der Mitarbeitenden hauptsächlich auf dem Beruf lägen. Wie eine Studie der Universität Bern zeigt, sind aber diejenigen Berufstätigen insgesamt zufriedener, denen neben dem Job auch Zeit für Familie, eigene Interessen oder gesellschaftliches Engagement wichtig sind. Ausserdem verdienen sie nicht weniger als die «Workaholics».
Das Team um Andreas Hirschi von der Uni Bern und der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW hat für die Studie über 500 Berufstätige aus Deutschland per online Fragebogen befragt, wie die Universität in einer Mitteilung vom Mittwoch schreibt. Von den Ergebnissen berichten die Forschenden im Fachblatt «Journal of Vocational Behavior».
Mit etwas Vorsicht müssen die Resultate betrachtet werden: Bei der Studie ging es nämlich um die Karriere von Jüngeren im Vergleich zu Älteren, weshalb nur die Altersgruppen von 25 bis 34 und 50 bis 59 Jahren befragt wurden. Die Zeit dazwischen, in der für viele neben dem beruflichen Engagement auch die Familie Zeit in Anspruch nimmt, wurde ausgeklammert.
Frauen wollen mehr Zeit für sich
Zwischen den beiden Altersgruppen stellten die Forschenden dabei keine grossen Unterschiede fest, was die Orientierung an Ausserberuflichem angeht. Auch zwischen den Geschlechtern gab es keine Unterschiede, wie wichtig Zeit für die Familie gewertet wurde. «Das Ergebnis hat uns etwas überrascht», sagte Hirschi gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Der Grund dafür könnte sein, dass sich heute Männer stärker in der Familie engagieren wollen als noch vor einigen Jahrzehnten. Frauen legten allerdings ein grössere Gewicht auf Zeit für sich selbst und persönliche Interessen als Männer.
Auch die Annahme, wer sich nicht genug auf den Beruf konzentriere, habe Nachteile bei der Karriere, konnten die Forschenden nicht bestätigen: Personen, die sich stärker an Ausserberuflichem orientieren, verdienen im Schnitt nicht weniger als diejenigen, die sich hauptsächlich auf die Karriere konzentrieren.