Ein eingeschleppter Parasit trägt nach Erkenntnissen von Wissenschaftlern eine Mitschuld am Rückgang der Europäischen Aale. Der Parasit schwächt die Tiere durch Entzündungen.
Der Schwimmblasenwurm lebe in Beutefischen der Aale, den Schwarzmundgrundeln, sagte Prof. Sven Klimpel vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum am Dienstag. Vor deren Immunsystem versteckt sich der Wurm mit Hilfe eines weiteren Parasiten.
Im Aal entfaltet er dann seine schädliche Wirkung. «Durch innere Entzündungen werden die Tiere geschwächt», erläuterte Klimpel. Auf ihrem langen Weg zu den Laichgründen verbrauchten die Aale zu viel Energie und verendeten schliesslich.
Der Schwimmblasenwurm wurde demnach in den 1980er Jahren aus Asien eingeschleppt. Inzwischen seien 50 bis 90 Prozent der Europäischen Aale (Anguilla anguilla) befallen. «Seit den 1960er Jahren beobachten wir einen dramatischen Rückgang der europäischen Aalpopulationen.» Neben Fischerei, Schadstoffbelastung und Lebensraumverlust mache auch der Schwimmblasenwurm (Anguillicoloides crassus) den Tieren das Überleben schwer.
Lange war unklar, wie der Wurm in die Aale gelangt. Bei der Untersuchung von Schwarzmundgrundeln wurden die Forscher nun fündig, wie sie im Fachblatt «Parasites & Vectors» berichten: In den bis zu 20 Zentimeter langen Fischen, die zum Beutespektrum der Aale gehören, entdeckten sie in anderen Parasiten – den sogenannten Kratzwurmzysten – lebende Larven des Schwimmblasenwurms.
Die Zysten schützen den Wurm vor dem Immunsystem der Fische. «Im Aal wird die Zyste zerstört, und die Parasiten wandern in die Schwimmblase», sagte der Parasitologe.
Vorerst sei dieser Übertragungsweg nur bei Schwarzmundgrundeln nachgewiesen. Diese ursprünglich im Kaspischen Meer heimischen Fische seien über Flüsse und Kanäle inzwischen bis zur Nordsee gelangt.