Ein vom Paul Scherrer Institut (PSI) entwickeltes und patentiertes Jod-Filtersystem für Atomkraftwerke geht in die Produktion. Das PSI und das Industrieunternehmen CCI AG in Balterswil TG haben eine entsprechende Lizenzvereinbarung unterzeichnet.
Die Methode zur Abluftfilterung stehe nun für den Einsatz in rund 430 Atomkraftwerken auf der ganzen Welt bereit, teilte das PSI am Freitag mit. Das Unternehmen CCI AG setze das Verfahren in einem auf Sulzer-Technologie beruhenden Filter ein.
Branchenkenner würden das Marktpotential für neue Filtersysteme auf über eine Milliarde Franken schätzen, heisst es in der Medienmitteilung. In vielen Ländern seien die Aufsichtsbehörden nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima daran, die Auflagen an die Filteranlagen zu verschärfen.
PSI am Erfolg finanziell beteiligt
Das PSI, das grösste Forschungsinstitut der Schweiz, partizipiert über Lizenzgebühren am kommerziellen Ertrag des Filtersystems. Die CCI AG entwickelt und produziert mit rund 200 Mitarbeitenden unter anderem Ventile für Dampfkreisläufe von Kraftwerken. Sie ist eine Tochter des Ingenieurunternehmens IMI mit Sitz in Birmingham GB.
Das Verfahren soll das radioaktive Isotop Jod-131 praktisch vollständig aus der radioaktiven Abluft eines Atomkraftwerkes herausfiltern können.
Bei einem Zwischenfall kann der Druck innerhalb der AKW-Schutzhülle (Containment) so gross werden, das ein radioaktiv verseuchtes Dampf-Gas-Gemisch mit einer gezielten Druckentlastung an die Umwelt abgegeben werden muss.
Filterverfahren für diesen Fall gibt es gemäss PSI bereits. Allerdings seien diese Verfahren nicht bei allen Jod-Formen wirksam. Auch könnten sie das Jod nicht langfristig binden.
Die fünf Schweizer AKW haben gemäss PSI seit 20 Jahren solche Venting-Filter eingebaut, die nach dem damaligen Stand des Wissens über 95 Prozent des radioaktiven Jods zurückhalten könnten.