Die meisten frühen Filme waren nicht schwarz-weiss, sondern farbig: von Hand eingefärbt. Heute sind diese Farben verblasst oder sie gehen bei der Digitalisierung verloren. Ein Projekt an der Universität Zürich will die historischen Farben retten.
Die Filmwissenschaftlerin Barbara Flückiger hütet ein einzigartiges Archiv mit Tausenden von Filmdokumenten. Seit mehreren Jahren erforscht die Professorin der Uni Zürich die historischen Farben im Film. Obwohl chemisch entwickelte Farbfilme erst ab den 1960er Jahren verfügbar waren, seien frühe Filme mehrheitlich farbig gewesen – erste Farbfilme entstanden bereits um das Jahr 1900.
Am Anfang von Flückigers Arbeit stand das Problem, dass alte Filme aus hochexplosivem Zellulosenitrat bestehen und nicht mehr im Kino gezeigt werden können, wie die Forscherin in der Wissenschaftszeitschrift «Horizonte» des Nationalfonds und der Akademien der Wissenschaften erklärt. Sie müssen digitalisiert werden, um weiter zirkulieren zu können.
Bei der Digitalisierung ergeben sich jedoch Probleme in der Farbabbildung. Professionelle Scanner haben eine bestimmte Lichtquelle und einen bestimmten Sensor. «Das macht manche Scanner in gewissem Sinne farbenblind», sagt Flückiger. Auch sind viele der chemischen Filmfarben zerfallen.
Mit Materialanalysen versuchen die Forscherin und ihr Team herauszufinden, wie die Farben ausgesehen haben könnten, und untersuchen zusätzlich die Ästhetik einer bestimmten Zeit. Für ihr jüngstes Projekt über Filmfarben hat Flückiger im Juni ein mit 2,9 Millionen Euro dotiertes Forschungsstipendium des Europäischen Forschungsrats (ERC) erhalten.