Seit der Franken nach dem Ende der Euro-Untergrenze in die Höhe schoss, zittern Schweizer Unternehmer vor dem grossen Exporteinbruch. Die Aussenhandelszahlen vom Januar deuten nun an, dass die Befürchtungen Realität werden könnten.
Schweizer Unternehmen haben im Januar weniger Waren ins Ausland verkauft als im Vorjahresmonat. Der Wert der exportierten Waren sank um mehr als 4 Prozent auf noch 16 Milliarden Franken. Allerdings kann der Rückgang nur teilweise mit der Franken-Hausse erklärt werden.
Ein weiterer Grund ist, dass der Januar in diesem Jahr einen Arbeitstag weniger hatte als der Vergleichsmonat im Vorjahr. Hätte er genau gleich viele Arbeitstage gehabt, wären die Exporte gemäss der Eidg. Zollverwaltung über alle Branchen hinweg nicht zurückgegangen sondern leicht gestiegen. Dies ist allerdings eine rechnerische Annahme.
Starke Einbrüche
Fakt ist: Der Grossteil der Exportbranchen hat weniger ins Ausland verkauft. Die Ausfuhren der Papier- und grafischen Industrie brachen um fast 20 Prozent ein, der Export von Textilien, Bekleidung und Schuhen ging um 10 Prozent zurück.
Auch die grossen Schweizer Exportbranchen wie die Maschinen- und Elektronikindustrie, die Metallindustrie sowie die Chemisch-Pharmazeutische Industrie wiesen Exportrückgänge zwischen 6 und 8 Prozent aus.
Franken hemmt MEM-Industrie
Bei der Maschinen-, Elektronik- und Metallindustrie sehe man den Effekt des hohen Frankens sicher ein bisschen, sagte Matthias Pfammatter von der Eidg. Zollverwaltung gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Richtig sichtbar werden dürfte der Effekt aber erst in den kommenden Monaten.
Denn die Kurs-Untergrenze wurde Mitte Januar aufgehoben. Während der Hälfte des Monats wurde also noch zum alten Kurs gehandelt. Ausserdem gelten oft langfristige Lieferverträge, die nicht von einem Moment auf den andern angepasst werden können.
Billigere Importe
Schneller als bei den Exporten wird der veränderte Wechselkurs bei den Importen sichtbar. Der Wert von Waren, die nach dem 15. Januar eingeführt wurden, wurde direkt zum höheren Kurs in Franken umgerechnet. Das bedeutet, dass ihr Preis in Franken unmittelbar sank. Dies zeigen auch die Aussenhandelszahlen: Die Preise der eingeführten Waren sanken im Januar um über zwei Prozent.
Tiefere Preise lassen Schnäppchenjäger und Unternehmen, die Waren aus dem Ausland beziehen, jubeln und führen in der Theorie zu mehr Einkäufen. Dieser Mengeneffekt ist allerdings noch nicht spürbar.
Die Importe gingen im Januar deutlich zurück – auch wenn um die tieferen Preise und den fehlenden Arbeitstag bereinigt wird. Sie sanken nominal um hohe 11 Prozent auf noch 13 Milliarden Franken. Wird der Preiseffekt ausgeklammert, hätte der Rückgang noch 9 Prozent betragen.
Anpassung dauert
Dass die tieferen Preise im Ausland nicht unmittelbar zu mehr Importen führten, erklärt Pfammatter mit einer gewissen Anpassungszeit: Wenn die Konsumenten reagierten, müsse erst die Bestellung aufgegeben werden. Bis die Ware dann in der Schweiz sei, dauere es eine Weile.
Pfammatter zufolge ist es jedoch fraglich, ob Schweizer Unternehmen und Konsumenten aufgrund des vorteilhafteren Wechselkurses mengenmässig spürbar mehr im Ausland einkaufen würden. Zwischen 2008 und 2011 – vor der Einführung des Mindestkurses – hatte sich der Franken auch stark aufgewertet. «Damals wurde aber nicht deutlich mehr eingeführt», sagte Pfammatter.