Frankreich hat weniger als 48 Stunden nach der Terrorserie von Paris zum Gegenschlag ausgeholt: Die Luftwaffe griff am Sonntagabend die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in deren syrischer Hochburg Al-Rakka an.
Die Verteidigungsminister Frankreichs und der USA vereinbarten am Sonntag eine stärkere Zusammenarbeit im Kampf gegen den IS und verständigten sich in einem Telefonat auf «konkrete Massnahmen». Kurze Zeit später griff die französische Luftwaffe Stellungen der Terrormiliz in Al-Rakka, wie das französische Verteidigungsministerium mitteilte.
Dabei warfen zehn französische Jagdbomber 20 Bomben ab. Sie hätten eine IS-Kommandostelle mit Waffen- und Munitionslager sowie ein Ausbildungslager für Terroristen zerstört, hiess es.
Der IS hatte sich in einer bislang nicht verifizierten Erklärung im Internet zu den Anschlägen von Paris bekannt, bei denen in der zum Samstag mindestens 129 Menschen getötet worden waren.
Angriffe seit 2014
Neben den zehn Jagdflugzeugen seien zwei weitere Maschinen an der Operation beteiligt gewesen. Die Flugzeuge waren aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Jordanien gestartet. Die Ziele wurden demnach zuvor bei französischen Erkundungsmissionen identifiziert. Die Operation selbst wurde laut Ministerium «in Koordination mit den amerikanischen Kräften» durchgeführt.
Frankreichs Luftwaffe fliegt bereits seit September 2014 als Teil einer US-geführten Koalition Angriffe gegen IS-Stellungen im Irak. Seit September dieses Jahres bombardierte Frankreich mehrfach auch Positionen in Syrien. Es wird vermutet, dass die Pariser Anschläge eine Reaktion darauf waren.
Mögliche Panne bei Fahndung
In Frankreich läuft derweil die Suche nach möglichen weiteren Attentätern und Komplizen. Mindestens ein Verdächtiger der Terrorserie war am Sonntagabend noch auf der Flucht. Die belgische Justiz schrieb den 26-Jährigen Abdeslam Salah international zur Fahndung aus.
Die Zeitung «Le Monde» berichtete auf ihrer Website, Salah sei am Samstag von der Polizei im nordfranzösischen Cambrai im Zuge der verschärften Grenzkontrollen überprüft worden. Im Auto hätten noch zwei weitere Passagiere gesessen.
Salah ist ein Bruder eines der Selbstmordattentäter aus dem Pariser Konzertsaal «Bataclan», in dem allein fast 90 Menschen getötet wurden.
Befürchtet wird, dass eine ganze Gruppe von Attentätern oder deren Helfern abgetaucht sein könnte. «Am besorgniserregendsten ist die Information, dass möglicherweise noch eine Tätergruppe in Frankreich unterwegs ist», sagte der deutsche Innenminister Thomas de Maizière am Sonntagabend im TV-Sender ZDF.
Wie angespannt die Lage in Paris weiter ist, zeigte sich am Sonntagabend: Auf dem Platz der Republik kam es kurzzeitig zu einer Panik, viele Menschen ergriffen die Flucht. Nach Angaben der Polizei handelte es sich um einen falschen Alarm.
Schärferes Vorgehen angekündigt
Die französische Regierung hat zudem ein härteres Vorgehen gegen radikale Imame angekündigt. Im Kabinett solle über die Schliessung von Moscheen beraten werden, «in denen Hass verbreitet wird», sagte Innenminister Bernard Cazeneuve am Sonntag im TV-Sender France 2.
Der Ausnahmezustand erlaube es, die Ausweisung von denjenigen voranzutreiben, «die in Frankreich Hass predigen, die unter Terrorverdacht stehen oder an Terrorakten beteiligt waren».