Frankreich rät zur Entfernung von Brustimplantaten

Für viele Französinnen ist der Traum vom schönen Busen zum Albtraum geworden: Wegen möglicher gesundheitlicher Risiken durch bestimmte Silikon-Implantate empfiehlt das französische Gesundheitsministerium, sich die Gelkissen wieder herausoperieren zu lassen.

Frauen sollen PIP-Brustimplantate entfernen lassen (Symbolbild)

Für viele Französinnen ist der Traum vom schönen Busen zum Albtraum geworden: Wegen möglicher gesundheitlicher Risiken durch bestimmte Silikon-Implantate empfiehlt das französische Gesundheitsministerium, sich die Gelkissen wieder herausoperieren zu lassen.

Frankreichs Gesundheitsminister Xavier Bertrand riet betroffenen Frauen am Freitag zur Operation. Die Empfehlung sei „rein vorsorglich und ohne Dringlichkeit“, hiess es in einer Mitteilung auf der Website des Ministeriums. Eine solche staatlich initiierte Rückruf-Aktion ist im Bereich der Schönheitschirurgie beispiellos.

Betroffen sind Frauen, die sich minderwertige Einlagen des 2010 in Konkurs gegangenen Herstellers Poly Implant Prothèse PIP aus Südfrankreich zur Brustvergrösserung einsetzen liessen. Angeblich war das verwendete Silikon eigentlich zur Herstellung von Matratzen vorgesehen.

Bei seiner Empfehlung liess sich das Gesundheitsministerium in Paris von Experten des nationalen Krebsinstituts beraten. Sorge hatten in Frankreich acht Fälle von Tumorerkrankungen bei Frauen ausgelöst, deren Implantate gerissen waren und sich im Körper verbreiteten.

„Zeitbombe im Körper“

Die Experten stellten zwar keine erhöhte Krebsgefahr durch die Billig-Implantate fest. Allerdings bestehe ein ungewöhnlich hohes Risiko, dass die Implantate platzten und ein bedenkliches Silikongel austrete, hiess es in der Mitteilung.

Mehr als 2000 Frauen haben seit März 2010 in Frankreich wegen der defekten Implantate vor Gericht geklagt. Bei einigen Frauen lösten undichte Prothesen Entzündungen im Körper aus.

Etwa 500 Frauen haben sich bereits auf Raten ihrer Ärzte freiwillig ihre Silikon-Einlagen wieder herausoperieren lassen. Sie waren durch die Berichte verunsichert und wollten keine „Zeitbomben im Körper“ haben.

In 65 Länder exportiert

Ans Licht gekommen war der Fall, als das Unternehmen 2010 in Konkurs ging. Die französische Medikamentenbehörde stellte eine „anormale Häufung“ von schadhaften Prothesen fest. Die Ermittler vermuteten, das Unternehmen habe seine Kosten reduzieren wollen und deshalb billiges Gel eingekauft.

Exportiert wurden die Silikon-Kissen in mehr als 65 Länder, hauptsächlich jedoch nach Lateinamerika. Weltweit sind bis zu 300’000 Frauen betroffen.

In der Schweiz tragen rund 280 Frauen mehrheitlich aus der Westschweiz PIP-Brustimplantate. Das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic sieht aber keinen Grund dafür, PIP-Implantate vorsorglich entfernen zu lassen.

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