Nach ersten Ermittlungen im Umfeld des Serienattentäters von Toulouse hält die französische Regierung an der Annahme eines Einzeltäters fest. „Nach unseren Erkenntnissen gab es keine Terrorzelle“, sagte Präsident Nicolas Sarkozy am Montag.
Die Ermittlungen der Geheimdienste zu Mohammed Merah hätten keinen Hinweis auf die später verübten Gewalttaten gegeben, sagte Sarkozy im Radio France Info. „Er hat kein Ausbildungslager absolviert, hat an keiner religiösen Hochschule studiert und sich nicht an terroristischen Handlungen beteiligt.“
Der 23-Jährige sei durch das Internet zum radikalen Islamisten geworden, der „ohne Vorwarnung oder Übergang brutalste Terrortaten beging“, sagte Sarkozy. „Nach unseren Erkenntnissen gab es keine Terrorzelle.“
Mohammed Merah war am Donnerstag im Kugelhagel der Polizei getötet worden. Der 23-Jährige hatte am Montag vor einer jüdischen Schule in Toulouse drei Kinder und einen Religionslehrer erschossen. Zuvor hatte er am 11. und 15. März mit derselben Waffe in Toulouse und Montauban drei Soldaten umgebracht.
Merah soll nach dem Willen seiner Familie in Algerien bestattet werden, wo seine Eltern herkommen. Er habe die Überführung der Leiche beantragt, sagte Merahs Onkel Djamel Aziri der Nachrichtenagentur AFP.
Bruder in Haft
Die Justiz will herausfinden, ob Merahs Bruder Abdelkader über dessen Anschlagspläne auf dem Laufenden war und ihm half. Gegen Abdelkader Merah wurde am Sonntagabend ein Ermittlungsverfahren wegen Komplizenschaft und Bildung einer kriminellen Vereinigung zur Vorbereitung von Terrorakten eingeleitet. Er sitzt in Fresnes bei Paris in Haft.
Die Arbeit der Geheimdienste und der Polizei solle überprüft werden, kündigte Sarkozy an. Regierungsmitglieder und Oppositionspolitiker hatten die Ermittler kritisiert, die Merah schon seit Monaten im Visier hatten, ihn aber erst nach seiner dritten Gewalttat am Montag vergangener Woche aufspürten.