Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank Mitte Januar ist für Patrick Artus, Chefökonom der französischen Investmentbank Natixis und Professor an der Sorbonne, ein grosser Fehler.
Im Interview mit cash-online vom Donnerstag betonte Artus, dass er die Mindestkursauflösung schon immer für einen grossen Fehler gehalten habe. Er sieht sich bestätigt durch jüngste Aussagen von SNB-Präsident Thomas Jordan, wonach der Franken immer noch überbewertet sei und die Nationalbank weiterhin intervenieren werde, bis der Franken ein vertretbares Level erreichen werde.
Jordan habe aber die Aufhebung der Untergrenze gerade damit begründet, dass die SNB nicht mehr intervenieren wolle, kontert Artus. Nach der Aufhebung sei es nun ungemein komplizierter, den Franken zu stabilisieren. «Die beste Entscheidung wäre die Aufrechterhaltung des Mindestkurses gewesen», stellt Artus fest.
Jetzt nach der Loslösung vom Euro seien die notwendigen Devisenkäufe um einiges höher. «Wenn man ein fixes Währungssystem einmal aufgibt, verliert man die Glaubwürdigkeit. Das heisst: Jetzt wieder ein fixes Währungssystem einzuführen, wäre um ein vielfaches komplizierter als es erst gar nicht aufzugeben», erklärt der französische Ökonom.
Laut Artus basierte der SNB-Entscheid auf dem fehlerhaften Glauben, dass sich der Euro stark abschwächen werde. Das Gegenteil sei jedoch eingetreten. Der Glaube, die Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) würde den Euro extrem abschwächen, habe sich als falsch erwiesen. Diese grosse Fehleinschätzung haben laut Artus neben der SNB auch viele andere Marktakteure gemacht.