Der französische Innenminister Claude Guéant hat Medienberichte zurückgewiesen, wonach der Polizeichef für den Norden Frankreichs, Jean-Claude Menault, wegen seiner möglichen Verwicklung in eine Callgirl-Affäre in Lille in den vorzeitigen Ruhestand versetzt worden sei.
Um in den Ruhestand versetzt zu werden, bedürfe es eines Disziplinarverfahrens, sagte Guéant am Freitag vor Journalisten in Bordeaux. Im Falle von Menault gebe es ein solches Verfahren aber nicht.
Der 62-jährige Menault war am Donnerstag von der Polizeiaufsicht IGPN zu der Callgirl-Affäre vernommen worden, die im Carlton-Hotel ihren Ausgangspunkt nahm. Anschliessend war aus mit den Ermittlungen vertrauten Kreisen verlautet, Menault werde zum 2. November in den Ruhestand gesetzt.
Beim Verhör von Menault soll es unter anderem um eine Reise zum früheren IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn in Washington gegangen sein, dem vorgeworfen wird, an Sex-Partys mit Prostituierten teilgenommen zu haben. Menault sollte Polizeikreisen zufolge den einstigen Hoffnungsträger der französischen Sozialisten in Sicherheitsfragen beraten.
Gut vernetzter Zuhälterring am Werk
Nach Überzeugung der Ermittler soll ein gut vernetzter Zuhälterring regelmässig Kunden von Luxushotels in Lille mit Callgirls aus Belgien versorgt haben.
Gegen acht Verdächtige wurden im Zuge der Affäre Ermittlungsverfahren eingeleitet, unter ihnen der Direktor des Carlton-Hotels. Auch die Nummer zwei der Polizei für den Norden Frankreichs, Kommissar Jean-Christophe Lagarde, zählt dazu.