Zehn Monate nach seinem Amtsantritt haben die Franzosen ihrem Staatschef François Hollande ein schlechtes Zeugnis ausgestellt: 51 Prozent der Franzosen halten den Sozialisten für einen «schlechten Präsidenten», nur 22 Prozent schätzen ihn als «guten Präsidenten».
Dies ergab eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts CSA für den Sender BFMTV. 27 Prozent wollten sich dazu nicht äussern.
Der Sozialist erhält seit Wochen in Umfragen die schlechtesten Zustimmungswerte, die ein französischer Präsident je so kurz nach seinem Amtsantritt bekam. Zuletzt unterstützten bei verschiedenen Umfragen nur noch rund ein Drittel der Franzosen seinen Kurs.
Hintergrund ist vor allem die stetig steigende Arbeitslosigkeit, die im Februar mit 3,19 Millionen Menschen nur knapp unter der historischen Höchstmarke vom Januar 1997 blieb. Firmenpleiten und höhere Defizitzahlen im Staatshaushalt trotz beschlossener Sparrunden drücken zudem auf die Stimmung.
Im Wahlkampf hatte Hollande versprochen, die kränkelnde Wirtschaft wieder aufzurichten und den Anstieg der Arbeitslosigkeit zu stoppen.
Nun halten laut einer CSA-Umfrage für den Sender RTL nur noch 29 Prozent der Franzosen ihren Präsidenten für «kompetent» – 59 Prozent denken das Gegenteil. Lediglich 27 Prozent halten ihn für entscheidungsstark, und nur noch 22 Prozent glauben, dass er seine Wahlkampfversprechen hält.
Immerhin 32 Prozent glauben dieser Umfrage zufolge, dass Hollande «ein Projekt für Frankreich» habe und «den Franzosen zuhört». Als «mutig» und «entschlossen» sehen ihn 38 Prozent, für «ehrlich» halten ihn 43 Prozent.
Mehrheit will Sarkozy nicht zurück
Sein konservativer Amtsvorgänger, Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, kann von den schlechten Werten für den Sozialisten allerdings kaum profitieren: 54 Prozent der Befragten wünschen sich Sarkozy nicht zurück.
Bei seinem 45-minütigen Fernsehauftritt am Donnerstagabend wollte Hollande den Franzosen nach Angaben aus seinem Umfeld vor allem seinen Kurs erklären und angesichts der schwierigen Wirtschaftslage auch Mut machen. Spektakuläre Ankündigungen etwa zu Reformen bei Steuern oder am Arbeitsmarkt waren demnach nicht zu erwarten.