Wenn sie könnten, würden die Franzosen ihren amtierenden Premier Jean-Marc Ayrault am ehesten durch Innenminister Manuel Valls ersetzen. Den wegen seines jung-dynamischen Auftretens beliebten Innenminister wünschen sich 31 Prozent der Befragten als neuen Premier.
Laut einer am Sonntag von der Zeitung «Le Parisien» veröffentlichten Umfrage wird keinem anderen Sozialisten die Rolle des Regierungschefs mehr zugetraut als Valls. Schon die zweitplatzierte Bürgermeisterin von Lille, Martine Aubry, rangiert mit deutlichem Abstand dahinter (18 Prozent), Aussenminister Laurent Fabius wäre nur dritte Wahl (17 Prozent).
Ayrault selbst, dem Führungsschwäche und das Fehlen einer klaren Linie vorgehalten werden, landete abgeschlagen auf dem vierten Platz – nur elf Prozent der Franzosen wollen ihn demnach weiterhin an der Spitze der Regierung sehen.
Sein 51-jähriger Parteifreund Valls hingegen wurde in der Umfrage vor allem von konservativen Wählern als Kandidat Nummer Eins genannt. Bei Anhängern der Linken schnitt die ehemalige Sozialisten-Chefin Aubry am besten ab.
Allgemein erwartet wird, dass Frankreichs Präsident François Hollande direkt nach den Ende März anstehenden Kommunalwahlen seine Regierung umbilden könnte. Vor einigen Monaten schien es noch so, als ob der im Volk unbeliebte Ayrault bei einer Kabinettsumbildung auf jeden Fall ausgewechselt würde.
Inzwischen gilt es aber als wahrscheinlich, dass er an der Regierungsspitze bleiben dürfte. Anzunehmen ist ausserdem eine Verkleinerung des Kabinetts. Beim deutsch-französischen Ministerrat im Elysée-Palast sassen vergangenen Monat 38 französische Minister mit 17 Amtskollegen aus Deutschland an einem Tisch.