Frau von Nobelpreisträger Liu Xiaobo zu Prozess zugelassen

Trotz Hausarrests hat China die Frau des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo an einem Prozess gegen ihren Bruder teilnehmen lassen. Liu Xia nutzte diese Möglichkeit am Dienstag für eine Botschaft an die Aussenwelt.

Wird in ihrer Wohnung unter Arrest gehalten: Liu Xiaobos Frau Liu Xia (Archiv) (Bild: sda)

Trotz Hausarrests hat China die Frau des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo an einem Prozess gegen ihren Bruder teilnehmen lassen. Liu Xia nutzte diese Möglichkeit am Dienstag für eine Botschaft an die Aussenwelt.

Beobachtern zufolge rief sie am Rande des Prozesses ausländischen Diplomaten aus einem Auto zu: «Ihr müsst allen sagen, dass ich nicht frei bin». Liu Xia wird seit der Vergabe des Nobelpreises an ihren Mann 2010 in ihrer Pekinger Wohnung unter Arrest gehalten.

«Ihr geht es gut, sie ist nur etwas schwach», kommentierte Anwalt Mo Shaoping ihren Zustand. Ein anderer Bruder habe sie mit dem Auto zum Gericht gebracht. Anschliessend durfte sie noch gemeinsam mit ihrer Familie essen. Warum die chinesische Regierung ihr in diesem Fall erlaubte, ihre Wohnung zu verlassen, war unklar.

Trotz weltweiter Proteste hält China den Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo in einem Gefängnis in Nordostchina fest. Der heute 57-Jährige war 2009 zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Ihm wurde «Untergrabung der Staatsgewalt» angelastet. 2010 verlieh das Nobelkomitee dem Mitverfasser der «Charta 08» für Demokratie und Menschenrechte in China den Friedensnobelpreis.

Betrugsvorwürfe

Liu Xias Bruder habe sich vor Gericht gegen Betrugsvorwürfe verteidigt, sagte sein Anwalt Mo Shaoping der Nachrichtenagentur dpa. Die Vorwürfe gegen Liu Hui beziehen sich auf einen Immobiliendisput mit dessen Arbeitgeber: Liu Hui und einem Kollegen wird vorgeworfen, drei Millionen Yuan (448’000 Franken) unterschlagen zu haben. Er bestreitet die Vorwürfe.

Wie seine Schwester stand auch Liu Hui seit Jahren unter Beobachtung durch die Staatssicherheit. Einen Termin für das Urteil gebe es noch nicht, sagte Anwalt Mo Shaoping. Seine Kanzlei hat nicht nur den Friedensnobelpreisträger und seine Familie vertreten, sondern auch immer wieder andere Bürgerrechtler.

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