Frauen können einem fremden Mann am Gesicht ablesen, ob er eher treu ist oder nicht. Sie stufen dabei besonders männliche Gesichtszüge unbewusst als Anzeichen für eine eher polygame Einstellung ihres Gegenübers ein – und liegen dabei in vielen Fällen richtig, wie ein Experiment australischer Forscher zeigt.
Frauen bewerteten dabei die Porträtfotos ihnen unbekannter Männer signifikant häufig korrekt, was deren Vorgeschichte und Beziehungsverhalten betraf. Das zeige, dass tatsächlich ein Körnchen Wahrheit daran sei, dass man einen Hang zur Untreue am Gesicht ablesen könne, konstatieren die Wissenschaftler im Fachmagazin „Biology Letters“.
Männer dagegen hatten beim Bewerten von Porträtfotos meist die besonders attraktiven, femininen Frauen für untreu gehalten – und lagen dabei fast immer falsch. „Männer neigten eher als Frauen dazu, untreue Personen irrtümlich als treu einzuschätzen“, erklären die Forscher. Den männlichen Probanden sei dieser Fehler in 77 Prozent der Fälle unterlaufen, den weiblichen nur in 38 Prozent.
Für ihre Studie hatten die Forscher 34 Männern und Frauen Portraitaufnahmen von rund 100 Männern und Frauen gezeigt und sie gebeten, deren Treue sowie ihre Attraktivität, Weiblich- oder Männlichkeit und Vertrauenswürdigkeit zu beurteilen.
Diese Portraitierten waren zuvor nach ihrer Einstellung zu Beziehungen und Treue befragt worden und hatten entweder schon mindestens einmal einen Seitensprung hinter sich oder waren ihren Partnern immer treu gewesen.
Ins Gesicht geschrieben
„Den ersten Eindruck von einem Menschen bilden wir uns oft anhand seines Gesichts“, erklären Gillian Rhodes und ihre Kollegen von der University of Western Australia in Perth. Es verrate nach gängiger Ansicht viel über das Wesen eines Menschen, aber auch seine Gesundheit, Intelligenz oder Fruchtbarkeit.
Ob aber das Gesicht auch Rückschlüsse auf die Beziehungsgeschichte oder die Neigung zur Treue oder Untreue erlaubt, sei bisher unbekannt gewesen, sagen die Forscher. „Wir liefern nun den ersten Beleg dafür, dass dies tatsächlich ansatzweise möglich ist – zumindest für Frauen“, schreiben Rhodes und ihre Kollegen.
Die Einschätzung sei zwar nicht immer zutreffend, es sei aber bemerkenswert, dass es überhaupt eine Übereinstimmung mit dem Beziehungsverhalten gebe.
Je maskuliner, desto untreuer
Wie die Wissenschaftler berichten, zeigten sich auch deutliche Unterschiede darin, welche Merkmale die beiden Geschlechter – bewusst oder unbewusst – als Bewertungskriterien nutzten. Männer hätten vor allem die Frauen als untreu eingestuft, die sie gleichzeitig als besonders attraktiv und feminin empfanden.
Bei den Frauen sei dagegen kein Zusammenhang mit der Attraktivität der dargestellten Männer nachweisbar gewesen. Sie stuften dafür die Männer signifikant häufiger als untreu ein, die sie als besonders maskulin bewerteten.