Frauen, steht zu eurem Blut!

Wieso jetzt alle blutenden Frauen unbedingt nur noch die Menstruationstasse gebrauchen sollten.

Weg mit Binden und Tampons! Bewusste Frauen tragen Mooncup.

(Bild: Nils Fisch)

Wieso jetzt alle blutenden Frauen unbedingt nur noch die Menstruationstasse gebrauchen sollten.

Zugegeben: Das Video ist ein bisschen peinlich. Zwei Frauen sehen sich in der Toilette irgendeiner Bar, mustern sich missmutig von Kopf bis Fuss und dissen sich dann rappend. «Geh mir aus dem Weg, wir brauchen nichts Neues», kläfft das eine Girl. Das andere erwidert: «Du denkst, du regierst die Stadt, dabei bist du einfach nur unangenehm und sorgst für Trockenheit und Irritation. Wir werden dein Monopol zerstören!»

Das, liebe Leute, ist ein Rap-Battle um den meisten Mens-Cred. Mens wie Menstruation, genau. «Jetzt müssen sie da auch noch ein Riesending drum machen?», steht irgendwo in den Kommentaren. Ja, liebe Männer, müssen wir. Denn wir bluten. Fakt. Während ihr euch in euren Bürosesseln an den Eiern kratzt, sitzt mindestens (hoffentlich) eine Frau im selben Raum, die gerade dabei ist, 65 Milliliter Blut auszuscheiden. Ist halt so. Dann darf man daraus auch ein Ding machen, so wie ihr ein Ding aus euren Eiern macht.

Aber genug legitimiert, zurück zu den rappenden Periodistas. Die eine steht für Tampons, die andere für die beste Erfindung seit frau blutet: den Mooncup.

Der Mooncup ist eine Menstruationstasse aus medizinischem Silikon, die während der Periode zusammengefaltet in die Vagina eingeführt wird. Dort ploppt sie auf, bildet einen Unterdruck und saugt sich fest. So wird das Blut aufgefangen und hat keine Chance vorbeizufliessen. Je nach Stärke der Menstruation reicht einmal Ausspülen pro Tag. Ist die Tasse voll, wird der Unterdruck mit dem Finger gelöst, das Blut in die Toilette entleert, der Cup ausgewaschen und aufs Neue eingeführt. Nach dem Zyklus wird die Tasse ausgekocht.

Sieht kompliziert aus, ist nach etwas Übung aber ganz leicht.

Sieht kompliziert aus, ist nach etwas Übung aber ganz leicht. (Bild: Mooncup.com)

Wenn man diese Art der Menstrutationsbehandlung mit dem Tampon vergleicht, sieht letzterer schnell noch älter aus, als jene gefitzten Ü50er, die sich diesen peppigen Werbesport ausgedacht haben: Es steht Flow gegen Trockenheit, Nachhaltigkeit gegen Verschwendung, steriles Silikon gegen bakterienbeladene Watte.

Dabei zieht das Argument Hygiene ironischerweise immer noch bei den meisten. «Ich will mir doch nicht jeden Monat denselben Plastikbecher in die Muschi stecken. U huere eklig!», rufen angewiderte Freundinnen nach der ersten euphorischen Bekanntgabe, dass unsereins ab sofort nur noch Mooncup fährt.

Aber ein Watteklüngel drei Stunden lang in sich tragen, mit Blut vollaufen lassen und sich zufrieden gepfropft dem toxischen Schock-Syndrom aussetzen? Kein Problem. Ausserdem saugen Tampons nicht nur Blut auf, sondern auch die Feuchtigkeit der Vagina. Das stört die Scheidenflora, führt zu Trockenheit und Juckreiz und kann den Grundstein für bakterielle Infektionen legen.

Hygienisch, nachhaltig, femistisch

Der Mooncup ist nicht nur hygienischer, nachhaltiger und praktischer als Tampons und Binden, sondern auch hochgradig feministisch: Durch ihn setzen wir uns mit unserem Körper auseinander. Anders als unsere Periode im Dreistundentakt in einem Tampon verschwinden zu sehen, zwingt uns der Mooncup nämlich, hinzusehen: Wie ist mein Blut heute? Hell, dunkel, wässrig, schlierig?

Wer jetzt das Gesicht verzieht, sollte sich lieber fragen, wieso unsere Blutung eigentlich immer so unter den Teppich gekehrt wird. Wieso man immer noch verstohlen «Hast du mir einen Tampon?» flüstert, wenn man grad keinen zur Hand hat. Wieso die beste Art, sich vor dem Sportunterricht zu drücken, immer noch die «Unterleibsbeschwerden»-Ausrede ist. Unsere Perioden werden mit Samthandschuhen angefasst, obwohl es absolut keinen Grund dafür gibt. Also, Frauen: steht zu eurem Blut! Und benutzt den Mooncup. Umwelt, Muschi und Selbstwertgefühl werden es euch danken.

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Den Mooncup gibt es in verschiedenen Ausführungen und Grössen. Bei guter Pflege halten die Tassen bis zu zehn Jahre.

 

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