Frauenanteil im Nationalrat bleibt unter einem Drittel

Trotz 40 Jahren Frauenstimmrecht stagniert der Frauenanteil im Nationalrat. Ende der abgelaufenen Legislatur zählte die grosse Kammer 60 Frauen – zu Beginn der neuen Legislatur werden voraussichtlich 58 oder 59 Frauen die Männerdomäne aufmischen.

Der Frauenanteil im Nationalrat bleibt gleichstark: Susanne Leutenegger Oberholzer im Gespräch mit Claude Janiak (Archiv) (Bild: sda)

Trotz 40 Jahren Frauenstimmrecht stagniert der Frauenanteil im Nationalrat. Ende der abgelaufenen Legislatur zählte die grosse Kammer 60 Frauen – zu Beginn der neuen Legislatur werden voraussichtlich 58 oder 59 Frauen die Männerdomäne aufmischen.

Beim Anteil gewählter Frauen bleibt alles beim Alten. 2007 wurden 59 Frauen gewählt, 57 nahmen schliesslich am ersten Sessionstag Einsitz in den Nationalrat. Der Anteil gewählter Frauen betrug 2007 also 29,5 Prozent.

Am (gestrigen) Wahlsonntag betrug der Anteil gewählter Frauen 29 respektive 29,5 Prozent. Die Differenz entsteht aufgrund einer aussergewöhnlichen Situation im Kanton Tessin, wo zwei Kandidierende der CVP exakt dieselbe Stimmenzahl erreicht haben. Erst in den nächsten Tagen wird entschieden, ob Marco Romano oder Monica Duca Widmer künftig nach Bern reist.

Die Anzahl Frauen im neuen Nationalrat hängt aber auch von den zweiten Ständeratswahlgängen ab. Je nachdem, wer auf dem ersten Ersatzplatz für einen in den Ständerat gewählten Nationalrat sitzt, ändert sich die Verteilung der Geschlechter in der grossen Kammer.

Grüne Lokomotive lahmt

Egal, wie man es dreht und wendet – die Frauen sind im Parlament nach wie vor untervertreten. Der Berner Politologe Werner Seitz erklärt den stagnierenden Frauenanteil unter anderem mit den Sitzverlusten bei den Grünen. „Die grüne Lokomotive lahmt“, sagte er.

Bei den Grünen stellen die Frauen zudem erstmals nicht mehr die Mehrheit im Nationalrat: Sie schicken 6 Frauen und 8 Männer in die grosse Kammer. Auch die CVP stellt wegen Sitzverlusten weniger Frauen für den Nationalrat. Kompensiert wird dies durch die SP, die dank Sitzgewinnen nun 21 statt 18 Frauen nach Bern schickt.

Bei den bürgerlichen Parteien bleibt der Frauenanteil tief: Die SVP stellt als grösste Partei neu 6 Frauen auf 54 Sitze (11,1%, 2007: 12,9%), die FDP 7 Frauen auf 30 Sitze (23,3%, 2007: 22,8%). Der Frauenanteil bei den neuen Parteien liegt bei 22,2 Prozent (BDP) respektive 33,3 Prozent (GLP).

Nach der Einführung des Frauenstimmrechts kandidierten von Wahl zu Wahl immer mehr Frauen für einen Nationalratssitz. Der Anteil der Kandidatinnen lag 1971 bei 15,8 Prozent und stieg kontinuierlich auf über 35 Prozent im Jahr 2007 – mit einer Delle 1999, als der Frauenanteil im Vergleich zu 1995 um 0,3 Prozentpunkte sank.

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