Fregattvögel können im Flug schlafen – mit beiden Hirnhälften gleichzeitig, aber meistens nur mit einer Hälfte. Dann bleibt auch das dazugehörige Auge offen, berichten Forscher im Fachblatt «Nature Communications».
Fregattvögel leben unter anderem auf den Galapagos-Inseln und haben eine Flügelspannweite von über zwei Metern. Sie fliegen oft tagelang ohne Unterbrechung, um fliegende Fische und Tintenfische zu jagen, und schaffen dabei mehrere hundert Kilometer pro Tag. Ob sie währenddessen schlafen oder nicht, war lange Spekulation.
Ein internationales Team um Alexei Vyssotski von Universität und ETH Zürich hat nun die Hirnströme der grossen Seevögel während des Fluges gemessen, wie die Uni Zürich am Mittwoch mitteilte. Dabei stellte sich heraus, dass meist eine Hirnhälfte der Vögel wach und das dazugehörige Auge offen bleibt. Teilweise waren aber auch beide Hirnhälften im Schlafmodus.
Die Fregattvögel stürzen aber trotzdem nicht ab. Für die aerodynamische Kontrolle sei es wohl nicht nötig, eine Gehirnhälfte wach zu halten, schlussfolgern die Forscher.
Mobile Messgeräte
Für die Messungen kam ein kleiner Datenlogger zum Einsatz, den Vyssotski entwickelt hatte, und der Änderungen der Hirnaktivität anhand von Elektroenzephalogrammen und Kopfbewegungen erfasst. Die Wissenschaftler befestigten die Messgeräte auf dem Kopf von Fregattvogel-Weibchen, bevor die Vögel zu ihren Jagdflügen aufbrachen. Per GPS wurde ausserdem die Flughöhe und Position der Tiere aufgezeichnet.
«Die Auswertung der Logger ergab, dass Fregattvögel auf erwartete, aber auch unerwartete Weise im Flug schlafen», erklärt Alexei Vyssotski gemäss der Mitteilung. Tagsüber blieben die Vögel wach, um aktiv nach Nahrungsquellen zu suchen. Mit dem Einsetzen der Nacht bildeten die Gehirnströme Slow-wave-Schlafmuster von mehreren Minuten Länge, während die Vögel in einem Gleitflug waren.
Wenn sie in kreisenden Bewegungen die aufsteigenden Luftströme nutzten, blieb meist die Gehirnhälfte wach, die mit dem in Flugrichtung blickenden Auge verbunden ist. So schauten die Vögel wohl, wohin sie flögen, schrieb die Uni Zürich.
Die Forscher stellten aber auch kurze REM-Schlafphasen (rapid eye movement) fest, die bei den Vögeln – anders als beim Menschen – nicht mit einem kompletten Verlust des Muskeltonus verbunden sind. «So sinkt auch bei REM-schlafenden Fregattvögeln im Flug der Kopf, das Flugverhalten änderte sich in dieser Zeit jedoch nicht», sagte Vyssotski.
An Land wird ausgeschlafen
Insgesamt schlafen die Tiere während ihrer Jagdflüge zudem weit weniger als an Land: Ihre Nickerchen im Flug dauern gemäss den Forschern höchstens sechs Minuten und sind auf eine knappe Dreiviertelstunde pro Tag begrenzt. An Land dagegen schlafen sie über zwölf Stunden am Tag mit längeren Schlafphasen.
Erst kürzlich fanden Forscher der TU München heraus, dass Bindenfregattvögel von der Insel Europa in der Strasse von Mosambik länger als einen Monat ohne Zwischenlandung in der Luft verbringen. Sie lassen sich dabei unterhalb oder sogar inmitten von Kumulus-Wolken von günstigen Winden und starken Luftströmungen in die Höhe tragen und gleiten dann kilometerweit vorwärts – quasi im Energiesparmodus.
Die Vögel können so mehr als 400 Kilometer am Tag zurücklegen. Aktiv mit den Flügeln schlagen sie meist nur, wenn sie nahe der Wasseroberfläche nach Nahrung suchen. Die Vögel vermeiden, auf dem Wasser zu landen. Denn obwohl sie zu den Seevögeln gehören, ist ihr Gefieder nicht wasserabweisend. Sie fangen ihre Beute direkt aus dem Flug heraus, wenn diese nah der Wasseroberfläche schwimmt.