Der Vorjahressieger Chris Froome tritt bei der am Samstag beginnenden 103. Tour de France als grosser Favorit an. Herausgefordert wird der Brite in erster Linie vom Kolumbianer Nairo Quintana.
Froome vor Quintana – das gab es an der Tour de France bereits 2013 und 2015. Im Vorjahr erreichte Froome den Zielort Paris mit einem Vorsprung von 72 Sekunden auf Quintana. Und auch dieses Jahr dürfte es der Kolumbianer dem zweifachen Gesamtsieger nicht leicht machen. Froome erwartet Quintana als stärksten Gegner, wie er sagte. «Er ist so motiviert wie noch nie», so Froome über den Rivalen. «Bei meinen beiden Siegen war er jeweils der Aussenseiter. Das ist nun nicht mehr der Fall.»
Sky-Profi Froome steht erneut eine starke Mannschaft zur Verfügung, mit dem Kolumbianer Sergio Henao, dem Spanier Mikel Landa und dem Briten Geraint Thomas als stärkste Kollegen. Bei der Dauphiné-Rundfahrt, der traditionellen Hauptprobe der Tour-Favoriten, setzte sich Froome souverän durch. Er gewann die Bergankunft der 5. Etappe solo und hielt danach die Konkurrenz in Schach.
Parcours für Quintana
Insgesamt neun Bergetappen mit 21 Anstiegen der höchsten und zweithöchsten Kategorie haben die 198 Fahrer zu bewältigen. Der bergige Parcours dürfte nicht zuletzt dem offensiv fahrenden Quintana entgegen kommen.
Der Kletterspezialist verzichtete auf die Dauphiné-Rundfahrt und zog sich stattdessen für ein Trainingslager in seine Heimat zurück. Davor aber hatte der 26-Jährige gross aufgetrumpft. Alle fünf Rundfahrten, die er in diesem Jahr bestritt, beendete er auf dem Podest. Unter anderen gewann er auch die Tour de Romandie.
Anders als Quintana hat Alberto Contador die Tour bereits zweimal (2007, 2009) für sich entschieden, der dritte Sieg 2010 wurde ihm wegen Dopings nachträglich aberkannt. Der Spanier gilt als dritter ernstzunehmender Favorit auf den Gesamtsieg.
Nachdem er im Vorjahr das Double Giro d’Italia (Sieger)/Tour de France (5. Rang) verpasst hatte, krebste Contador punkto Renntage zurück. Mit seinem Sieg im Zeitfahren der Dauphiné-Rundfahrt bewies er aber, dass die Form stimmt. «Ich werde noch stärker, für die Tour darf man nie zu früh in Form sein», gab sich der 33-jährige Spanier selbstbewusst.
Debütant und Doppelspitze
Zum ersten Mal am Start steht Fabio Aru, der Gewinner der letztjährigen Spanien-Rundfahrt. Der Italiener, der am Sonntag seinen 26. Geburtstag feiert, konnte in dieser Saison allerdings noch nicht überzeugen, gilt aber trotzdemals Mitfavorit
Wie Quintana bei Movistar mit dem Vorjahres-Dritten Alejandro Valverde steht auch Aru mit seinem Landsmann Vincenzo Nibali ein erstklassiger Helfer an der Seite. Nibali, der Tour-Sieger 2014, konzentriert sich nach seinem diesjährigen Triumph am Giro auf die Olympischen Spiele. Er fährt die Tour zumindest offiziell «nur» als Vorbereitung.
Mit der Doppelspitze Richie Porte/Tejay van Garderen tritt der amerikanisch-schweizerische Rennstall BMC an. Porte war die letzten vier Jahre bei Sky der Edelhelfer von Froome und davor von Bradley Wiggins. Nun tritt er erstmals als Captain an, wobei er sich die Rolle zumindest vorerst noch mit Van Garderen teilen muss.
Die Franzosen, die seit mehr als 30 Jahren auf einen Gesamtsieger warten, hoffen in erster Linie auf die jungen Romain Bardet (25/AG2R) und Thibaut Pinot (26/FDJ).
Erstmals seit 2012 in der Schweiz
Insgesamt 3535 km – aufgeteilt auf 21 Etappen – nehmen die Radprofis am Samstag in Mont-Saint-Michel in Angriff. Zum ersten Mal seit 2012 und dem Abstecher nach Pruntrut (Sieg von Pinot) kommt die Tour de France wieder in die Schweiz – und dies gleich für drei Tage.
Am Montag, 18. Juli, empfängt Bern zum Auftakt der dritten Woche die Rundfahrt als Zielort. Nach einem Ruhetag in der Bundesstadt reist der Tross am Mittwoch, 20. Juli, via Simmental ins Wallis weiter, wo mit der Bergankunft in Finhaut-Emosson die erste Alpenetappe im Programm steht und das Finale der Tour lanciert wird.