Der deutschen Justiz ist ein Schlag gegen die Islamisten-Szene im Land gelungen. Laut der Bundesanwaltschaft wurden in den Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen am frühen Dienstagmorgen fünf IS-Verdächtige verhaftet.
Ihnen werde die Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Unter ihnen befinde sich ein 32-jähriger Iraker namens «Abu Walaa», der von den Behörden seit Jahren als zentrale Figur der deutschen Islamisten eingestuft werde, hatten zuvor NDR, WDR und «Süddeutsche Zeitung» berichtet. Die Aussage eines IS-Rückkehrers soll massgeblichen Anteil daran gehabt haben.
Dem Schlag gegen die Islamisten seien monatelangen Ermittlungen vorausgegangen. Die Männer stehen demnach im Verdacht, Freiwillige für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) rekrutiert zu haben.
Die deutsche Bundesanwaltschaft in Karlsruhe habe seit Herbst 2015 gegen den Iraker und mutmassliche Helfer ermittelt. Sie sollen vor allem in den Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen junge Muslime für den sogenannten «Heiligen Krieg», den Dschihad, angeworben und bei der Ausreise logistisch und finanziell unterstützt haben.
Moschee durchsucht
Erst im August sei es zu Durchsuchungen gekommen. Unter den durchsuchten Objekten sei eine Moschee in der Hildesheimer Nordstadt gewesen, die als deutschlandweit bedeutender Treffpunkt der salafistischen Szene gilt. Sicherheitsbehörden hätten schon länger beobachtet, dass es im zeitlichen Umfeld zu Islamseminaren des Predigers in der Hildesheimer Moschee zu Ausreisen in Richtung Syrien gekommen war.
Wie NDR, WDR und «Süddeutsche Zeitung» weiter erfuhren, hatten die Aussagen eines IS-Rückkehrers massgeblichen Anteil an den aktuellen Festnahmen. Der 22-Jährige war nach einem mehrmonatigen Aufenthalt im IS-Gebiet in Syrien in die Türkei geflohen und hat sich nach eigenen Aussagen von der Terrormiliz losgesagt.
Bevor er Ende September nach Deutschland zurückgekehrt sei, habe der Mann NDR, WDR und «SZ» in der Türkei ein Interview gegeben, in dem er den Iraker «Abu Walaa» schwer belastet und als «die Nummer 1 des IS in Deutschland» bezeichnet habe. Die Beschuldigten hätten – soweit sie sich in der Vergangenheit dazu geäussert hätten – eine Verbindung zum Terrorismus verneint.