Der malaysische Oppositionsführer Anwar Ibrahim ist am Freitag überraschend wegen Homosexualität schuldig gesprochen und zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Ein Berufungsgericht hob den vor zwei Jahren von einer niedrigeren Instanz ergangenen Freispruch auf.
Die drei Richter sahen es nach Angaben von Anwälten einstimmig als erwiesen an, dass der 66-Jährige 2008 Geschlechtsverkehr mit einem Mitarbeiter hatte. Homosexualität ist in dem muslimischen Land verboten.
Beobachter rechneten mit einer umgehenden Berufung Anwars gegen das Urteil. Anwar hat die Anklagen stets als politische Schmierenkampagnen gebrandmarkt. Er vermutete die Regierung hinter der Anklage, weil er damals dabei war, deren Macht mit einem erfolgreichen Oppositionsbündnis anzugreifen.
Anwar war 1999 bereits einmal wegen Korruption und Homosexualität verurteilt worden. Das Urteil wegen Homosexualität wurde später aufgehoben. Menschenrechtsorganisationen und Juristenverbände in aller Welt kritisierten die Prozesse scharf.
Der ehemalige Finanzminister, der sich mit der seit der Unabhängigkeit 1957 ununterbrochen regierenden Koalition überwarf, ist in seinen politischen Ambitionen nun zunächst gebremst. Bei den Regionalwahlen im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Selangor darf er nun nicht wie geplant antreten, seinen Sitz im nationalen Parlament wird er verlieren.
Bei der Wahl 2013 war Anwars Bündnis zwar unterlegen, hatte der Regierungskoalition aber das schlechteste Ergebnis aller Zeiten beschert.