Für die Hilfe an die unter dem Bürgerkrieg in Syrien leidenden Menschen sind nach Angaben der UNO weit über eine Milliarde Dollar nötig. Am Vorabend einer internationalen Geberkonferenz in Kuwait haben die Schweiz und die EU ihre Hilfsbudgets aufgestockt.
Wie Manuel Bessler, Delegierter des Bundesrates für Humanitäre Hilfe, am Dienstag in Köniz bei Bern sagte, ist es das erste Mal, dass die UNO einen solch gigantischen Appell für eine so kurze Zeit erlassen habe. Mit dem Geld soll die humanitäre Hilfe in Syrien und seinen Nachbarländern bis im Juli sichergestellt werden.
Bessler sprach von einer menschlichen Tragödie sondergleichen, zumal sich der Syrien-Konflikt in dicht besiedelten Regionen abspiele und in der Region Winter herrsche. Vier Millionen Menschen seien zum Überleben auf humanitäre Hilfe angewiesen, das sei jeder fünfte Mensch in Syrien.
Zwei Millionen Binnenflüchtlinge
Es gebe zwei Millionen Binnenflüchtlinge, drei Viertel von ihnen müssten um ihre tägliche Nahrung bangen. Über 700’000 Menschen sind nach den jüngsten Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) in die Nachbarländer geflüchtet, Tendenz steigend.
Ausserordentlich deprimierend sei dabei, dass sich am Horizont nicht einmal der Ansatz einer Lösung des Konfliktes abzeichne und es für die politischen Probleme keine humanitäre Lösung gebe.
In Kuwait wolle die Schweiz einen Beitrag in der Höhe von zehn Millionen Franken bekanntgeben. Es gebe drei Schwerpunkte: Geld- und Sachbeiträge für humanitäre Organisationen wie das IKRK, die verschiedenen UNO-Organisationen sowie Nichtregierungsorganisationen und lokale Hilfswerke in Syrien. Daneben sei direkte Hilfe für Flüchtlinge entlang den Grenzen zu Syrien und die Entsendung von Experten in die Region vorgesehen.
EU stockt ebenfalls auf
Auch die EU stockt ihre Hilfe am Vorabend der Kuwait-Konferenz um 100 Millionen Euro auf. Wie die Schweiz, will auch Brüssel das Geld primär über die grossen Hilfsorganisationen einsetzen.
EU-Kommissarin Kristalina Georgieva beschrieb in Brüssel die Lage für die Menschen im Konfliktgebiet ebenfalls als dramatisch: „Die Menschen in Syrien frieren, hungern und haben Angst. Diejenigen, denen es gelungen ist, über die Grenzen zu flüchten, haben oft nicht mehr als die Kleidung auf ihrem Leib.“
Die Finanzierung sei der Schlüssel, damit sich die Krise nicht weiter zuspitze, bislang reiche das Geld nicht, sagte Georgieva. Die Vereinten Nationen hatten am Montag wegen fehlenden Geldes gewarnt, die Lebensmittelhilfe für hunderttausende Syrer kürzen zu müssen.
Dies sei schon in den letzten Wochen geschehen, gab das UNO-Büro zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) in New York an. In Kuwait will OCHA für die Hilfe in Syrien einen halbe Milliarde und für die Hilfe in den Nachbarländern eine Milliarde Dollar sammeln.
Neue Gräueltaten
Am Dienstag gab es erneut Berichte über Gräueltaten im Konflikt zwischen dem Regime von Präsident Baschar al-Assad und der Opposition. In der nordwestsyrischen Metropole Aleppo sind laut Aktivisten dutzende Menschen durch Kopfschüsse hingerichtet worden.
Wie die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, wurden in einem Fluss im Viertel Bustan al-Kasr dutzende Leichen vorwiegend junger Menschen gefunden, deren Hände auf dem Rücken gefesselt gewesen seien. Das Viertel wird von den Aufständischen kontrolliert.
Die Beobachtungsstelle mit Sitz in London stützt sich auf ein Netz von Informanten in Syrien. Die Informationen konnten nicht von unabhängiger Seite überprüft werden. Landesweit dauerten die Kämpfe an – bis zum Nachmittag kamen laut Opposition mindestens 120 Menschen ums Leben.