TagesWoche-Fotograf Fonzi Tromboni wurde auf einen Spaziergang in die Kanalisation unter dem Rümelinsplatz eingeladen. Der unerschrockene Action-Knipser liess sich nicht zweimal bitten.
Zwei Jungs stehen über dem geöffneten Schacht auf dem Rümelinsplatz. «Schreibt doch mal was über Albaner, die nicht kriminell sind», sagt Lon Simoni. Sein Kumpel Mendi Kastrati steigt schon aus dem weissen Schutzanzug, um ihn Oberhoffotograf Fonzi Tromboni überzuziehen. «Keine Sorge, die Schuhe sind wasserdicht», sagt er, und wenig später wird Fonzi in den Kanal abgeseilt, wo ihn der Kubaner Jose Ramallo erwartet.
Die drei Männer arbeiten bei der Fretz Kanal-Service AG, die sich auf manuelle Kanalsanierungen spezialisiert hat. «Andere Buden machen das mit einem Roboter, der am Bildschirm gesteuert wird, aber wir arbeiten präziser», erklärt Kastrati. Dazu müssen die Jungs selbst in den Kanal, wo sie sich auf einem Rollbrett liegend vorwärtsbewegen.
Die Röhren unter dem Platz wurden bereits von einer anderen Firma mit einem sogenannten «Liner» saniert. Bei den Abschlussarbeiten wurden Teile vergessen, weshalb die Fretz-Leute nun noch einmal angerückt sind.
«Die Arbeit ist nicht ungefährlich», erklärt Kastrati. «Die Distanz bis zum nächsten Schacht kann 40 bis 50 Meter betragen. Wenn dir mittendrin die Luft ausgeht, hast du ein Problem.» Für diesen Fall haben die Arbeiter eine Sauerstoffmaske, die für zehn Minuten reicht.
Eine weitere Gefahr sind plötzlich einsetzende Regengüsse, die den Kanal schon mal komplett mit Wasser füllen können. In der Kanalisation findet man bekanntlich allerhand Sachen, die dort nicht hingehören: Zahnbürsten, Pampers … – «Wer bitte stopft schon Windeln in die Toilette?!», schimpft Kastrati. Selbst einen Esel habe man schon in einer Kanalisation gefunden. Das sei allerdings auf dem Land gewesen. In die enge Röhre unter dem Rümelinsplatz passt gerade mal ein Fonzi – nach einer Woche Fastenkur.