Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck hat für die Opfer deutscher Gräueltaten während des Zweiten Weltkrieges in Griechenland um Verzeihung gebeten. Er tat dies bei einem Besuch des Bergdorfs Lingiades, das 1943 von Wehrmachtssoldaten in einer Vergeltungsaktion zerstört worden war.
Zum Abschluss seines Staatsbesuchs in Griechenland besuchte Gauck am Freitag zusammen mit seinem griechischen Kollegen Karolos Papoulias das nordwestgriechische Dorf. Er legte einen Kranz an einem Mahnmal nieder, das an das Massaker der Wehrmacht erinnert.
Er bitte «mit Scham und Schmerz» im Namen Deutschlands die Familien der Ermordeten um Verzeihung. Er verneige sich vor den Opfern der «ungeheuren Verbrechen», sagte Gauck.
Er möchte das aussprechen, was «Täter und viele politisch Verantwortliche der Nachkriegszeit nicht aussprechen konnten oder wollten: das, was geschehen ist, war brutales Unrecht». Es seien «diese nicht gesagten Sätze, die eine zweite Schuld begründen, da sie die Opfer sogar noch aus der Erinnerung verbannen», sagte Gauck weiter. Er ging nicht ein auf Reparationsforderungen, die von Griechenland immer wieder gemacht werden.
Nicht vergessen
Nach Gaucks Worten erlegen die schrecklichen Ereignisse, derer am Freitag in Lingiades gedacht wurde, allen eine grosse Verpflichtung auf. «Die Verpflichtung nämlich, alles in unserer Macht stehende zu tun, dass nicht in Vergessenheit gerät, was nie hätte geschehen dürfen.»
Aus Rache für das tödliche Attentat auf einen deutschen Regimentskommandanten waren deutsche Soldaten am 3.Oktober 1943 in das Dorf Lingiades einmarschiert und töteten wahllos die Bewohner. 83 Menschen wurden brutal getötet, die meisten von ihnen Frauen, Kinder und alte Leute. Die Häuser wurden niedergebrannt.
Es gab auch andere griechische Dörfer, die während der deutschen Besatzung in Racheaktionen zerstört wurden. Im Jahr 2000 hatte der damalige Bundespräsident Johannes Rau die Ortschaft Kalavryta besucht, die ein ähnliches Schicksal hat wie Lingiades. Auch Rau bekannte sich damals zur Schuld der Deutschen, ohne allerdings wie nun Gauck eine Bitte um «Verzeihung» auszusprechen.