Die Grasshoppers kämpfen heute ab 20.00 Uhr auswärts im Playoff-Hinspiel der Europa League gegen Fenerbahce Istanbul um den Einzug in die Gruppenphase. Sie sind klarer Aussenseiter.
Für Pierluigi Tami sind die Rollen in diesem Europa-League-Playoff-Duell klar verteilt: «Fenerbahce ist der grosse Favorit. Das Niveau bei ihnen ist sehr hoch», sagte der Trainer der Grasshoppers zwei Tage vor dem Hinspiel in Istanbul. Ein Blick auf die Kaderliste bei den Türken bestätigt die Einschätzung des Tessiners: Torhüter Volkan Demirel, die Verteidiger Martin Skrtel und Gregory van der Wiel, der Mittelfeldspieler Mehmet Topal oder der niederländische Stürmer Robin van Persie gehören in eine Preisklasse, die für die Grasshoppers unerreichbar ist.
Auch wenn Fenerbahce nach einer Verfügung der UEFA wegen Verstosses gegen das Financial Fairplay die Transfers mit dem europäischen Verband absprechen muss und in diesem Sommer mehrheitlich Spieler ohne Vertrag und daher ohne Ablöse verpflichten musste, hat das Kader des türkischen Meisterschaftszweiten einen Wert von rund 140 Millionen Euro. Es ist mehr als doppelt so hoch bewertet wie dasjenige des FC Basel (ca. 65 Mio. Euro). Der Wert des GC-Kaders liegt unter 20 Millionen Euro. «Fenerbahce verfügt über viel Erfahrung und hat vor allem grosses physisches Potenzial», sagte Tami dazu.
Aufgrund der Papierform gilt für die Grasshoppers: Um im Sükrü-Saracoglu-Stadion zu bestehen, müssen sie über sich hinauswachsen. Und genau hier liegt das grosse Problem. Nach neun Pflichtspielen seit dem 14. Juli sind die Zürcher schon ein erstes Mal in dieser Saison an ihre Grenzen gestossen. Diesen Rhythmus müssen die Zürcher noch zehn Tage gehen, dann kommt endlich die ersehnte Nationalmannschaftspause. «Nochmals so ein Monat wäre sehr schwierig für uns», so Tami.
Noch aber ist nicht September und deshalb scheinen die Grasshoppers nach drei Niederlagen in der Super League in Serie und dem mühsamen Weiterkommen nach Verlängerung im Cup nicht in der Verfassung, in der Türkei über sich hinauswachsen zu können. «Wegen den vielen Spielen können wir zu wenig trainieren. Mit dem Reisen haben wir kaum einmal 48 Stunden Erholung», so Tami. Dennoch sei er überzeugt, dass seine Mannschaft gegen Fenerbahce «eine gute Leistung» bringen werde.
Tami setzte in den letzten Wochen die Kräfte so gezielt wie möglich ein. Im Cup am letzten Sonntag schonte er Kim Källström, Caio, Alban Pnishi und Runar Sigurjonsson. In Istanbul kann er deshalb wohl aus dem vollen Schöpfen, nur der Däne Lucas Andersen ist angeschlagen. «Wir sind in einer Phase, in der wir Fortschritte erzielen wollen und müssen. Dazu zähle ich auch, dass die jungen Spieler Verantwortung übernehmen. Doch das braucht Geduld.»
Während sich die Grasshoppers mit dem Problem von zu vielen Spielen herumschlagen, sind die Sorgen bei Fenerbahce in diesen Tagen vielschichtiger. Nach dem Ausscheiden aus der Qualifikation zur Champions League gegen Monaco wurde Trainer Vitor Pereira entlassen. Als Nachfolger wurde der Niederländer Dick Advocaat am Dienstag verpflichtet. Seine neue Mannschaft ist den Wettkampf-Rhythmus nicht gewohnt und wenig eingespielt. Ob wenigstens dies ein Vorteil für die Grasshoppers ist? Tami ist skeptisch: «Es ist nicht einfach, sich auf Fenerbahce einzustellen. Wir wissen nicht, in welchem System sie spielen.»
Europa League. Playoff. Hinspiel:
Fenerbahce Istanbul – Grasshoppers
Sükrü Saracoglu. – Donnerstag, 20.00 Uhr. – SR Schörgenhofer (AUT).
Die mögliche Aufstellung der Grasshoppers:
Vasic; Lavanchy, Bamert, Pnishi, Lüthi; Källström, Basic; Caio, Sigurjonsson, Andersen; Munsy.