GC muss sich in Reykjavik mit einem 3:3 begnügen. Der Auftakt zur 2. Qualifikations-Runde in der Europa League verläuft erwartet ungemütlich. Zweimal verspielen die Stadtzürcher im Norden ein Plus.
«Die Neuen brauchen Zeit.» Pierluigi Tami hatte sich im Vorfeld des europäischen Auftakts betont defensiv geäussert. Dass Ridge Munsy gleich beim Einstand ein Tor markieren würde, damit rechnete der GC-Trainer offenbar nicht – aber vermutlich schon eher damit, dass seine Equipe in Island in der Lage sein müsste, eine 2:0-Führung besser zu verwalten.
Das 2:2 der robusten Insulaner beantwortete der Schweizer Vertreter mit Caios 3:2 (59.). In der Folge gelang es den umformierten Hoppers indes nicht mehr, den Widersacher so wie in den guten ersten 45 Minuten zu kontrollieren. Stattdessen verschuldete Benjamin Lüthi in der 77. Minute einen Foulpenalty und kein Wunschergebnis.
Keine Spur von EM-Euphorie
Vor zehn Tagen haben Zehntausende in der Hauptstadt ihr erfolgreiches Fussball-Nationalteam empfangen, das in Frankreich mit der Viertelfinal-Qualifikation Experten und Fans gleichermassen entzückte.
Inzwischen hat sich die EM-Euphorie aber bereits etwas verflüchtigt, die Fussball-Begeisterung beschränkt sich ohnehin weitgehend auf die Landesauswahl, die zu 100 Prozent auf in ausländischen Ligen engagierte Professionals setzt.
Für das Duell des 26-fachen isländischen Titelträgers mit dem Schweizer Rekordmeister interessierten sich lediglich 767 Zuschauer. Der Start verlief nicht nach dem Geschmack der Mini-Kulisse: GC führte nach 35 Minuten mit 2:0 – Ridge Munsy, der neue Hoffnungsträger aus Thun, und das 18-jährige Talent Nikola Giorgjev hatten die Gastgeber zweimal ausmanövriert.
Dann aber drehte der «Knattspyrnufelag Reykjavikur» temporär auf und setzte um, wovor GC-Geschäftsführer Manuel Huber nach dem frühen Vorteil gewarnt hatte: «Reykjavik spielt im typisch isländischen Stil: solidarisch und geradlinig.»
Morten Beck Andersen, der gleichnamige GC-Däne trat erst nach knapp einer Stunde ein, produzierte innerhalb von 240 Sekunden eine Doublette – 2:2, die Hoppers taumelten ohne ihren wegen der EM-Regeneration bis Ende Woche abwesenden Captain Kim Källström. Dank Routinier Caio erkämpften sie sich zwar ein weiteres Plus, das ihnen indes abermals entglitt.
Nicht zu unterschätzende Aufgabe
Die Turbulenzen im Verlauf der zweiten Hälfte verdeutlichten, dass Ausflüge in die europäischen Fussball-Hinterhöfe keinesfalls zu unterschätzen sind; ansonsten ist der eine oder andere kolossale Fehltritt programmiert.
Celtic beispielsweise, mit einem Umsatz von gegen 70 Millionen Franken zumindest in Schottland ein Schwergewicht, leistete sich knapp 48 Stunden nach dem EM-Final in der Champions-League-Qualifikation die Blamage des Jahres. 0:1 unterlag das Ensemble aus Glasgow Gibraltars Titelhalter Lincoln Red Imps, der Nummer 407 des UEFA-Klub-Rankings.
Ungemütlich verlief der Auftakt zur 2. Europa-League-Runde auch für Debrecen, in der letzten Dekade mit dem Gewinn von sechs Meistertrophäen der leuchtende Klubstern im allgemeinen ungarischen Fussball-Aufschwung. 1:2 unterlag der DVSC dem weissrussischen Cupsieger Torpedo Schodino.
Die Grasshoppers bekamen die erbitterte Gegenwehr eine Aussenseiters am nördlichen Polarkreis ebenso zu spüren. Sie begingen zwar keinesfalls den törichten Fehler, einem Kontrahenten, der ausserhalb der Top 240 klassiert ist, mit einer nonchalanten Haltung zu begegnen – das suboptimale gegen die Namenlosen liess sich gleichwohl nicht abwenden.