Diebstahl, Drogendelikte und schwerer Raub: In Europa steckten 2012 rund 1,7 Millionen Menschen hinter Gittern, die meisten von ihnen in mittel- und osteuropäischen Ländern. Ein grosses Problem ist die Überbelegung der Gefängnisse.
Rund 1,7 Millionen Menschen waren Ende 2012 in den Ländern des Europarats inhaftiert. In 22 von 47 Ländern waren die Gefängnisse überfüllt. Das zeigt die Gefängnisstatistik 2012 des Europarates (SPACE I Report), die am Dienstag in Strassburg vorgestellt wurde.
Die mittlere Belegungsdichte in den Gefängnissen betrug 98 Häftlinge auf 100 Zellenplätze, ein leichte Verbesserung gegenüber 2011 (99 Häftlinge pro 100 Plätze).
Mit fast 95 Häftlingen pro 100 Plätze lag die Schweiz Ende 2012 unter dem Durchschnitt. Am höchsten war die Überbelegung in Serbien mit 160 Gefangenen auf 100 Zellenplätze, gefolgt von Italien (145), Zypern (140), Ungarn (139) und Belgien (132).
150 Inhaftierte pro 100’000 Einwohner
Am 1. September 2012 befanden sich insgesamt 1’737’061 Häftlinge in den Gefängnissen der 47 Europaratsländer. Das sind rund 90’000 weniger als ein Jahr zuvor. In der Schweiz stieg die Zahl der Gefangenen im selben Zeitraum um 7,6 Prozent auf insgesamt 6599.
Die durchschnittliche Gefangenenquote in den europäischen Ländern lag bei 150 Inhaftierten pro 100’000 Einwohner. In der Schweiz lag sie mit 83 Gefangenen markant tiefer.
Der durchschnittliche Anteil der Ausländer an der Gefängnispopulation betrug 21 Prozent. Das ist deutlich niedriger als in der Schweiz, wo die Quote 74,2 Prozent erreichte.
Schwedische Gardinen am teuersten
Den Staat kostete 2012 ein Tag Gefängnisaufenthalt pro Häftling durchschnittlich 103 Euro (126 Franken). Die Spanne reichte vom Minimum von 3 Euro pro Tag in Bulgarien zu einem Maximum von 620 Euro pro Tag in Schweden.
Die häufigsten Straftaten, bei denen Personen im Jahr 2012 festgehalten wurden, waren Diebstahl (20 Prozent) und Verstösse gegen das Arzneimittelgesetz (17 Prozent), sowie Mord und Totschlag (13 Prozent) . Das Durchschnittsalter der Gefängnisinsassen betrug 36 Jahre. Der Anteil der Frauen lag bei 5 Prozent.
Menschenwürdige Haftbedingungen gehören zu den Grundsätzen der Europäischen Menschenrechtskonvention, die alle 47 Europaratsländer zwischen Island und Russland unterschrieben haben.